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Portes mallorquines

Portes mallorquines

27. März 2022 Comments 0 Comment
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„Im Uni­ver­sum gibt es Din­ge, die bekannt sind, und Din­ge, die unbe­kannt sind, 
und dazwi­schen gibt es Türen.“

(Wil­liam Blake)

Im Nord­wes­ten von Mal­lor­ca liegt die Ser­ra de Tra­m­un­ta­na, eine der sechs Land­schafts­re­gio­nen (comar­ques) der Insel, durch die sich der gleich­na­mi­ge, etwa 90 km lan­ge Gebirgs­zug erstreckt. Impo­san­te Berg­ku­lis­sen, atem­be­rau­ben­de Aus­bli­cke aufs Meer, Oliven‑, Oran­gen- und Zitro­nen­hai­ne, schma­le Pfa­de und abge­le­ge­ne Fin­cas ver­zau­bern den Besu­cher. Doch wer die his­to­ri­sche, geheim­nis­voll anmu­ten­de Atmo­sphä­re die­ser Regi­on abseits der Tou­ris­ten­strän­de wahr­neh­men möch­te, muss die alten Städt­chen und Dör­fer erkun­den. Durch Sól­ler, Deia, Val­de­mo­s­sa oder Fornalu­tx zu strei­fen, beschenkt mit der Wahr­neh­mung einer Schön­heit, die man schon längst ver­lo­ren­ge­gan­gen glaub­te. Dabei besit­zen die alten Häu­ser mit ihren geschickt gefüg­ten Mau­ern aus behaue­nem Kalk­stein fast etwas Abwei­sen­des. Die Läden der klei­nen Fens­ter sind geschlos­sen, das Leben der ein­hei­mi­schen Bewoh­ner bleibt ver­bor­gen, man­che mögen gar ver­las­sen sein oder leer ste­hen. Es gibt kei­ne Wei­te und kei­nen Raum, die Mau­ern ste­hen eng in den klei­nen Stra­ßen und Gas­sen, auf denen man außer den foto­gra­fie­ren­den Tou­ris­ten sel­ten jeman­den antrifft. Töp­fe mit exo­ti­schen Pflan­zen bil­den das ein­zi­ge Grün, nicht sel­ten fehlt die­ses auch und es bleibt nur der rau­he Stein, über den die Win­de von Jahr­hun­der­ten hin­weg­ge­stri­chen sind.

Die sprö­de Schön­heit ergreift den­je­ni­gen, der bereit ist mehr zu sehen, inten­si­ver wahr­zu­neh­men, als es für ein paar Urlaubs­fo­tos als Erin­ne­rung erfor­der­lich ist. Viel­leicht braucht es dafür die Emp­fin­dung einer schmerz­li­chen Sehn­sucht — nach Ruhe, Ein­sam­keit, Ein­fach­heit und Abge­schie­den­heit. Die Welt streift durch die­se Gas­sen, aber sie ver­än­dert sie nicht und berührt sie kaum. Im Gegen­satz zu den ver­schlos­se­nen Fens­ter­lä­den sind die höl­zer­nen Ein­gangs­tü­ren merk­wür­di­ger­wei­se oft halb geöff­net. Dahin­ter ein anzie­hen­des Dun­kel, ein schat­ti­ger Hof viel­leicht oder ein klei­nes enges Atri­um, voll­ge­stellt mit sen­ti­men­ta­len Gegen­stän­den, Bil­der, Kera­mik, alte Möbel, Pflan­zen. In den Tie­fen eines Hau­ses eine alte Frau, die unbe­weg­lich auf einem ver­schlis­se­nen Sofa sitzt. Ist es ein Blick in eine fer­ne Zeit, ist es eine Ein­la­dung an Vor­über­ge­hen­de? Oder nur eine unbe­stimm­te Ahnung eines Lebens, das man nicht tei­len kann?

An den Türen antik anmu­ten­de Knau­fe und Tür­klop­fer, aber nur ganz sel­ten eine Klin­gel. Das kunst­vol­le Detail zieht den Blick an. Das Nicht­funk­tio­na­le inspi­riert die Vor­stel­lung. In sei­ner blo­ßen Exis­tenz offen­bart es die Häss­lich­keit der Moder­ne, in der das Über­flüs­si­ge, Ver­schnör­kel­te und Schö­ne kei­nen Platz mehr hat. Wer ein­tre­ten oder sich bemerk­bar machen will, müss­te die­se Tür­klop­fer betä­ti­gen. Das Anschla­gen wür­de in der Gas­se wider­hal­len. Die Fin­ger berüh­ren geschwun­ge­ne Struk­tu­ren, klei­ne Figu­ren, in Metall gegos­se­ne Bügel, Hän­de, Löwenköpfe.

Klein­ode als Aus­druck eines gestal­te­ri­schen Wil­lens, die Schwe­re des Lebens durch Schön­heit zu besänftigen.

 

Titel­fo­to und Foto­gal­le­rie © F. Cebul­la 2022


Regionales, Persönliches, Fotos
Türklopfer, Mallorca, Tramuntana, Schönheit, Geschichte, Türen

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