Sagen was ist
... oder was eine Twitter-Sperrung bedeutet
Am Freitag, den 6. November 2020 gegen 19 Uhr erhielt ich von Twitter die Benachrichtung, dass mein Twitter-Account gesperrt wurde. Grund für die Sperrung war ein Tweet, den ich bereits am 6. Oktober gepostet hatte. Offenbar gab es eine ganze Reihe von Meldemuschis, die sich an diesem Tweet abgearbeitet haben, denn bereits am 14. Oktober und am 16. Oktober informierte mich Twitter darüber, dass "Beschwerden" dazu eingegangen sind. Interessanterweise war das Zensurteam von Twitter zu diesem Zeitpunkt noch der Meinung, dass der veröffentliche Inhalt keinen Verstoß gegen die "Twitter-Regeln" darstellt. Drei Wochen später änderte man diese Einschätzung und kam jetzt zu der Auffassung, dass ich damit "Hass-Inhalte" verbreite und Gewalt gegen Minderheiten fördere.
Ich bin ein Mensch, dem es herzlich egal ist, ob ein Standpunkt als links, rechts, konservativ, liberal, grün, rot oder schwarz gilt. Je nachdem, um was es sich handelt, bilde ich mir meine eigene Meinung und komme zu unterschiedlichen Überzeugungen. Was ich allerdings überhaupt nicht leiden kann, ist Heuchelei und Doppelmoral — Phänomene, die heutzutage vorzugsweise bei Vorkämpfern einer ganz bestimmten ideologischen Weltanschauung weit verbreitet sind. Eigentlich kann sich jeder, der den beanstandeten Tweet liest, sehr leicht überzeugen, dass die Anklage des Ministeriums für Wahrheit gegen meine Person völlig an den Haaren herbeigezogen ist. In einer kleinen, ja nebensächlichen Twitter-Diskussion mit jemandem, den ich zudem auch noch persönlich kenne und schätze, wollte ich darauf hinweisen wie merkwürdig es ist, wenn sich jemand unentwegt gegen Rechts und rechte Gewalt positioniert, bei Gewalt von Migranten aber schweigt.
Über Meinungen kann man streiten, Tatsachen kann man zur Kenntnis nehmen oder davor die Augen verschließen. Jeder, der in der Lage ist, Kriminalstatistiken zu lesen oder auch nur Polizeimeldungen in leicht zugänglichen Medien zu verfolgen, weiß dass es ein Problem mit gewalttätigen Migranten gibt. Natürlich nicht mit allen Migranten, aber das steht da auch nicht. Viele dieser Meldungen erschüttern die Öffentlichkeit wegen der Grausamkeit oder entsetzlichen Brutalität der begangenen Gewalttaten oder wegen dem Fakt, dass oft Frauen die Opfer dieser Taten sind. Die jüngsten Terroranschläge in Frankreich und Österreich sind leider eine weitere Bestätigung für das Wörtchen "gezielt" in meinem Tweet. Ich habe also nicht gelogen. Ich habe noch nicht mal eine schwer überprüfbare Behauptung aufgestellt. Es ging mir lediglich darum zu sagen was ist und mein Erstaunen darüber kundzutun, dass Empörung immer nur die eine Seite trifft, andere Seiten aber ausspart. Genauso ist völlig klar, dass ich an keiner Stelle dieses Tweets zu Gewalt aufgerufen hätte oder Hass schüren wollte.
Ich schreibe das nicht, um mich — vor wem? — zu rechtfertigen. Warum ist es mir trotzdem wichtig, dass alles nochmal genau aufzudröseln? Die Zensurmaschine brummt; jeden Tag werden Hunderte — manchmal sogar Zehntausende — Accounts bei Twitter eingeschränkt, in der Reichweite behindert, zeitweilig oder ganz gesperrt. An etwas, an das man sich in einer freien Gesellschaft nicht gewöhnen sollte, gewöhnt man sich. Die Denkweise dahinter ist allen totalitären Gesellschaften gemeinsam. Wenn man Menschen verbietet, ihre Gedanken und ihre Meinung zu äußern, sollten diese dem gewünschten Narrativ widersprechen, ist alles in Ordnung. Aber liebe Blockwarte und Blockwart:Innen_X, ihr müsst jetzt ganz tapfer sein. Ich weiß, es ist für Menschen mit eingeschränkten geistigen Fähigkeiten schwer zu verstehen: Mein Tweet ist weg, die Realität bleibt. Die Wirklichkeit verschwindet nicht, nur weil man sie in einer zutiefst infantilen Trotzreaktion bekämpft oder unter einem ideologischen Deckmäntelchen verstecken möchte. Jedem halbwegs vernünftig denkenden Menschen ist zudem klar, dass Probleme nicht gelöst werden, indem man sie verschweigt.
Twitter ist eine große Social-Media-Plattform. Twitter ist nicht der Nabel der Welt. Der Tweet ist nun gelöscht, herzlichen Glückwunsch. Aber egal wie sehr ihr euch das wünscht, ihr könnt nicht in die Köpfe der Menschen hineinschauen und ihr könnt deren Gedanken nicht zensieren. Ich bin ein Kind der DDR und kenne das alles. Ich bin damit großgeworden zu wissen, dass man in der Öffentlichkeit nicht alles sagen kann, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Die DDR hat das nicht gerettet. Wer die Geschichte kennt und in der Lage ist daraus zu lernen, weiß, dass totalitäre Gesellschaften keine Zukunft haben. Ganz gleich, wie repressiv und gewalttätig man versucht die Menschen auf die gewünschte Linie zu bringen, es ist immer zum Scheitern verurteilt. Es kann nur eine schwache und niederträchtige Befriedigung sein zu wissen, dass Menschen unter Zwang das sagen, was man von ihnen hören will. Allerdings kommt immer das historische Zeitfenster und damit die Gelegenheit, wo diese Menschen sich von ihren Unterdrückern, Agitatoren und Zensoren befreien. Denn Menschen werden freiwillig immer einer freien Gesellschaft den Vorzug geben. Ohne Meinungsfreiheit ist eine freie Gesellschaft nicht denkbar.
Vielleicht wird mich Twitter irgendwann für irgendeine Äußerung ganz sperren. Na und. Es gibt wichtigere Dinge als Twitter. Sehr viel wichtigere Dinge. Wie bescheuert, einfältig, verblendet muss man sein zu glauben, dass das öffentliche Wegsperren einer Meinung irgendetwas ändert. Die Realität hat noch immer über jegliche Wunschvorstellungen gesiegt.
3 thoughts on “Sagen was ist”
Das habe ich schon vor etwa 20 Jahren gefühlt und diese "assozialen" Medien aus meiner Welt von vorn herein gestrichen! ich werde zwa r immer wieder schräg angesehen, das ich "Zwitter", "Fratzenbuch" und sonst welche Auswüchse des Internet´s nicht nutze, aber ich merke immer wieder, das mir durch diese "Nichtnutzung" viel mehr Freiraum im Denken und vorallem Zeit dafür verbleibt!
Ein Jena´er der sich sein unabhängiges Denken erhalten mag!
Danke für deinen Kommentar. Ja, das digitale Leben besteht mehr aus Schein als aus Sein. Die wirklich wertvollen Erfahrungen im Leben finden nicht in sozialen Netzwerken statt. Das sollte man sich immer wieder bewusst machen.