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Die alte Frage nach der Macht

Die alte Frage nach der Macht

28. August 2011 Comments 2 comments
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War­um die Pira­ten — zumin­dest der­zeit — kei­ne Sozi­al­po­li­tik auf die Bei­ne stel­len können

„Es ist nicht wich­tig, ob es eine Defi­ni­ti­on von sozia­ler Gerech­tig­keit gibt oder geben kann — jeder von uns hat eine Vor­stel­lung im Kopf, was sozia­le Gerech­tig­keit ist.” Man könn­te anfü­gen: Und nicht nur im Kopf, son­dern vor allem im Her­zen, als blo­ßes unab­weis­ba­res Gefühl. Die­se Wor­te von Wilm Schu­ma­cher, dem der­zei­ti­gen Gene­ral­se­kre­tär der Pira­ten­par­tei, setz­ten ein beden­kens­wer­tes Aus­ru­fungs­zei­chen in die Sozi­al­po­li­tik-Dis­kus­si­on auf dem Thü­rin­ger Ple­num. Die zwei­stün­di­ge Debat­te hin­ter­ließ trotz­dem ein vages Gefühl des Unbe­frie­digtseins, der Inkom­pe­tenz, der Hilf­lo­sig­keit ange­sichts einer schier unan­greif­ba­ren Kom­ple­xi­tät des The­mas. Will man Sozi­al­po­li­tik ändern — und alle sind sich einig, dass die­se geän­dert wer­den muss — dann spricht man auto­ma­tisch auch über Finanz­po­li­tik, über Steu­ern und Haus­hal­te, über Schul­den, über Gesund­heits­ver­sor­gung, Arbeits­lo­sig­keit, Ein­kom­mens­ar­ten, über den Mit­tel­stand, über Selb­stän­dig­keit, Alters­ver­sor­gung, rela­ti­ve und abso­lu­te Armut und den gleich­zei­tig exis­tie­ren­den Reich­tum in der Gesell­schaft. All das läßt sich schlecht unter einen Hut brin­gen. Man ändert ein gan­zes sys­te­mi­sches Netz­werk nicht mit einem Fin­ger­schnip­sen und ein paar net­ten Ideen, die der Ver­ein­fa­chung gewid­met sind. 

Die Pira­ten­par­tei hat der­zeit die aller­größ­ten Schwie­rig­kei­ten, sich auf ein Kon­zept für eine neue Sozi­al- und Finanz­po­li­tik zu eini­gen; die enga­gier­ten „Sozi­al­pi­ra­ten”, die lie­ber heu­te als mor­gen ein BGE ein­füh­ren wol­len und die fast schon fana­ti­schen Skep­ti­ker und Kri­ti­ker die­ses Kon­zepts sit­zen bei­de in der­sel­ben Par­tei. Ihre Dicho­to­mie ist Aus­druck einer Ohn­macht einem The­ma gegen­über, das die Kräf­te von ein paar Tau­send Poli­ti­k­idea­lis­ten bei wei­tem über­steigt. Doch wor­an kann man die­se Pro­ble­me kon­kret festmachen:

Die Fra­ge des Systems

Ist eine Regie­rung, die ihre Poli­tik nicht mehr für die Men­schen im Land, son­dern für einen abs­trak­ten und lebens­feind­li­chen „Finanz­markt” betreibt, noch legi­tim und demo­kra­tisch? Schon 1982, mit dem Zer­würf­nis der dama­li­gen sozi­al­li­be­ra­len Koali­ti­on unter Hel­mut Schmidt über die zukünf­ti­ge Wirt­schafts­po­li­tik hat­te der Neo­li­be­ra­lis­mus in Deutsch­land sei­nen Ein­zug gehal­ten und sich unter Hel­mut Kohl mit Hil­fe der oppor­tu­nis­ti­schen Poli­tik der FDP end­gül­tig durch­ge­setzt. Die Umver­tei­lung von arm zu reich wur­de damals nach dem „Wirt­schafts­wun­der” der Nach­kriegs­zeit und den damit ver­bun­de­nen Sozi­al­staats­kon­zep­ten wie­der zu einer hof­fä­hi­gen Ideo­lo­gie, die bis zum heu­ti­gen Tag jeden Bereich die­ser Gesell­schaft bis ins Mark durch­dringt. Aus­druck die­ser Ideo­lo­gie waren ein Bun­des­kanz­ler Ger­hard Schrö­der, der sei­ne Wäh­ler offen betrog, Poli­tik für Bos­se und Ban­ken mach­te und als „Sozi­al­de­mo­krat” den Sozi­al­ab­bau wie kein zwei­ter vor­an­trieb. Dem sozia­len Aus­ver­kauf folg­te der wirt­schaft­li­che Aus­ver­kauf des Lan­des ans Kapi­tal, der vor allem von Ange­la Mer­kel umge­setzt wur­de. Mit einer Äuße­rung Josef Acker­manns aus dem Jah­re 2003, in der er behaup­te­te, jedes Unter­neh­men müs­se min­des­tens 25% Eigen­ka­pi­tal­ren­di­te machen, ansons­ten sei es selbst ein Über­nah­me­kan­di­dat, war klar gewor­den, dass wir wie­der beim Raub­tier­ka­pi­ta­lis­mus schlimms­ter Prä­gung ange­langt waren, der im Marx'schen Sin­ne kei­nes­falls zögern wür­de, über Lei­chen zu gehen, um sei­nen Pro­fit zu ver­viel­fa­chen. Mit der soge­nann­ten Ban­ken- und Wäh­rungs­kri­se und dem der­zei­tig statt­fin­den­den glo­ba­len Ver­tei­lungs­krieg um Res­sour­cen und Roh­stof­fe bestä­tigt sich die­se Behaup­tung auf eine wei­te­re beson­ders dras­ti­sche Art und Wei­se. In den letz­ten zehn Jah­ren stieg nicht nur die Zahl der Armen in Deutsch­land wei­ter an, auch das Armen zur Ver­fü­gung ste­hen­de Ein­kom­men ist dabei zusätz­lich noch gesun­ken. Die immer noch als ver­mö­gend gel­ten­de Mit­tel­schicht ver­rin­gert sich dabei ste­tig. Im Gegen­satz dazu neh­men die reichs­ten 10% der Gesell­schaft bereits mehr als 60% des indi­vi­du­el­len Net­to­ein­kom­mens für sich in Anspruch. In Deutsch­land ist dabei beson­ders auf­fäl­lig, dass die sozia­len Unter­schie­de sich eben­so in Bil­dungs­un­ter­schie­den mani­fes­tie­ren: aus unge­lern­ten Arbei­ter­fa­mi­li­en schaf­fen es nur 11 von 100 Kin­dern, einen höhe­ren Bil­dungs­weg ein­zu­schla­gen. Das ist skan­da­lös, unethisch und frus­trie­rend — aber trotz viel­fa­cher gut­klin­gen­der Lip­pen­be­kennt­nis­se juckt das die herr­schen­de Klas­se ansons­ten wenig.

All das ist kei­nes­wegs eine Fol­ge falsch regu­lier­ter Stell­schrau­ben einer wie auch immer gear­te­ten Sozi­al­po­li­tik, son­dern gehört zum Wesen des kapi­ta­lis­ti­schen Sys­tems, in dem wir alle gezwun­gen sind zu (über)leben. Die Pro­ble­me ver­schwin­den daher nicht wie von selbst, wenn wir eine ande­re Par­tei wäh­len oder uns auf einem Par­tei­tag für eine ande­re Steu­er­po­li­tik ent­schei­den. Auf den Punkt gebracht: Wir müs­sen nicht das Steu­er­sys­tem ver­ein­fa­chen, um sie zu lösen, son­dern das gan­ze Sys­tem in den Gul­li spü­len. Dies ist vie­len Pira­ten klar, bei­lei­be aber nicht allen. Vie­le glau­ben tat­säch­lich dar­an, dass man nur hier und da ein ver­nünf­ti­ges Kon­zept auf­stel­len müs­se, um alles zum Bes­se­ren zu wen­den. Man kann sich jedoch nicht auf der einen Sei­te im kapi­ta­lis­ti­schen Sys­tem und sei­nem pseu­do­de­mo­kra­ti­schen Par­la­men­ta­ris­mus gemüt­lich ein­rich­ten und den „frei­en Markt” prei­sen und auf der ande­ren Sei­te die sozia­len Aus­wüch­se die­ses Sys­tems bekla­gen und an eini­gen weni­gen, beson­ders auf­fäl­li­gen Bau­stel­len bekämp­fen wol­len. Es wird Zeit, dass sich die Pira­ten die­ser Dis­so­nanz bewußt wer­den und ent­schei­den, wie sie damit umge­hen wollen.

Die Fra­ge der Macht

Man kann kei­ne Revo­lu­ti­on aus dem Nichts erfin­den. Das hat das Mehr-Demo­kra­tie-Camp auf dem Ber­li­ner Alex­an­der­platz recht deut­lich gezeigt. Man kann kei­ne sys­tem­im­ma­nen­ten Pro­ble­me dadurch lösen, dass man sich hin­stellt und sagt, laßt uns doch end­lich etwas ändern. Ein gesell­schaft­li­ches Sys­tem ist dafür zu kom­plex und viel zu vie­le Fak­to­ren spie­len dabei eine Rol­le. Das Schei­tern der Lin­ken in der Fra­ge einer grund­le­gen­den gesell­schaft­li­chen Ver­än­de­rung liegt dar­in begrün­det, dass man sich kei­nen pas­sen­den Men­schen für ideo­lo­gi­sche Träu­me und gesell­schafts­po­li­ti­sche Uto­pien her­an­züch­ten kann. Logi­scher­wei­se ende­te aus die­sem Grund die­se Art von Welt­an­schau­ung regel­mä­ßig damit, sich das jeweils gewünsch­te Men­schen­bild gewalt­sam und ohne Rück­sicht auf Ver­lus­te herbeizuzwingen.

Sich mit sys­tem­im­ma­nen­ten Pro­ble­men her­um­schla­gen zu wol­len, bedeu­tet jedoch letzt­end­lich trotz­dem, sich mit sys­tem­im­ma­nen­ter Macht aus­ein­an­der­set­zen zu müs­sen. Lenins Macht­fra­ge „Wer wen?” ist noch immer nicht so ein­fach von der Hand zu wei­sen. Wer sich die You­tube-Vide­os von der gewalt­sa­men Räu­mung des Demo­kra­tie-Camps durch die Poli­zei ansieht, ver­steht was ich mei­ne. Es wird auf der einen Sei­te klar, dass poli­ti­sches Mär­ty­rer­tum — ganz im Sin­ne des onto­lo­gi­schen Anar­chis­ten Hakim Bey — kei­ner­lei Sinn macht und dass auf der ande­ren Sei­te das Sys­tem nicht ver­schwin­det, nur weil wir das inbrüns­tig wün­schen oder auch nur für sinn­voll erach­ten. Wenn man den agie­ren­den Poli­zis­ten befoh­len hät­te, den demons­trie­ren­den Mob ein­fach nie­der­zu­schie­ßen und wie Müll weg­zu­kar­ren, hät­ten sie das ohne mit der Wim­per zu zucken getan und die Medi­en wären hin­ter­her nicht müde gewor­den zu behaup­ten, was für gefähr­li­che ter­ro­ris­ti­sche Ele­men­te das doch gewe­sen sein müs­sen. Machen wir uns nichts vor. So funk­tio­niert das System.

Wenn wir geneigt sind anzu­neh­men, dass die augen­schein­li­che him­mels­schrei­en­de Ungleich­ver­tei­lung des frag­los exis­tie­ren­den Reich­tums in die­ser Gesell­schaft zum Wesen des Sys­tems gehört, müs­sen wir uns über kurz oder lang mit die­sem Sys­tem anle­gen oder es auf ande­re Wei­se unter­mi­nie­ren. Dann ist das mög­lichst bal­di­ge Ende die­ses Sys­tems unser Ziel und nichts ande­res. Unse­re dies­be­züg­li­che Schwä­che soll­te jedem bewußt sein. Pira­ten leben in der selt­sa­men Vor­stel­lungs­welt, dass die Mäch­ti­gen schon von selbst das Ruder aus der Hand geben, wenn ihnen nur genug ver­nünf­ti­ge Argu­men­te für eine not­wen­di­ge Ver­än­de­rung ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den. Die­se Blau­äu­gig­keit ist naiv und sie kann im Ernst­fall sogar gefähr­lich sein.

Die Fra­ge der Globalisierung

Bei der Fra­ge der Ein­füh­rung eines Bedin­gungs­lo­sen Grund­ein­kom­mens wur­de auf dem Ple­num in einem Neben­satz geäu­ßert, dass die­ses Ein­kom­men natür­lich allen und jedem zur Ver­fü­gung ste­hen müs­se, unab­hän­gig von Wohn­sitz, Natio­na­li­tät und Staats­bür­ger­schaft. Hier scheint der grü­ne, 68iger Mul­ti­kul­ti-Kos­mo­po­li­tis­mus durch, der heu­te in nicht weni­gen Köp­fen völ­lig unre­flek­tiert anzu­tref­fen ist — ein­fach weil es en vogue ist und weil man fair und welt­of­fen und gemein­schaft­lich den­ken möch­te und Natio­nal­ge­fühl stets mit irgend­ei­ner Art von feh­len­der Bil­dung und Extre­mis­mus in Zusam­men­hang gebracht wird. Mit ande­ren Wor­ten, wir haben uns alle lieb und wenn wir allen Erns­tes ein Recht auf siche­re Exis­tenz und gesell­schaft­li­che Teil­ha­be beschlies­sen — und genau das haben wir getan — dann kön­nen wir schlecht Men­schen auf­grund ihrer Spra­che, Her­kunft, Natio­na­li­tät oder sonst einem Kri­te­ri­um aus­schlie­ßen. Man kann ja auch schlecht sozia­le Gerech­tig­keit for­dern und gleich­zei­tig sozi­al unge­recht sein. Das alles klingt gut und ich bin wie jeder ande­re Pirat geneigt, mich die­sen Vor­stel­lun­gen anzu­schlie­ßen. Doch die rea­le Welt ist lei­der nicht so ein­fach wie in unse­ren bun­ten Fairtra­de-Träu­men und die Pro­ble­me fan­gen gera­de dort erst an, wo wir mei­nen, sie bereits gelöst zu haben.

Als vor kur­zem in Groß­bri­tan­ni­en Kin­der und Jugend­li­che auf die Stra­ßen gin­gen, Autos und Häu­ser anzün­de­ten, alles kurz und klein schlu­gen und plün­der­ten, was ihnen unter die Fin­ger kam, han­del­te es sich um Stadt­vier­tel, in denen bis zu 39 ver­schie­de­ne Spra­chen gespro­chen wer­den. Die Genera­ti­on, die dort völ­lig unre­flek­tiert und ohne jedes poli­ti­sche Pro­gramm ihrer Wut frei­en Lauf ließ, ent­stamm­te nicht dem mul­ti­kul­tu­rel­len Ver­gnü­gungs­park, wie ihn sich lin­ke und grü­ne Wohl­stands­in­tel­lek­tu­el­le vor­stel­len, son­dern einer fami­liä­ren und sozia­len Höl­le aus Gewalt, Armut, Per­spek­tiv­lo­sig­keit, Ras­sis­mus und Über­le­bens­ängs­ten, wie man sie sich schlim­mer kaum vor­stel­len kann. Die Ver­hält­nis­se, auf die ich hier Bezug neh­me, sind ein ernst­zu­neh­men­der Fin­ger­zeig auf „Glo­bal Bru­tal”, jene Ent­wick­lung, die durch den welt­wei­ten Mono­pol­ka­pi­ta­lis­mus rück­sichts­los vor­an­ge­trie­ben wird und im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes alles eige­nen Gewinn­ma­xi­mie­rungs- und Macht­in­ter­es­sen unterwirft.

Wäh­rend wir auf einer Insel des Wohl­stands dar­über nach­den­ken, wie­viel Geld wir monat­lich bedin­gungs­los an jeden Bür­ger aus­zah­len könn­ten, wer­den die Ufer die­ser Insel bereits jetzt von einem Ansturm zwangs­glo­ba­li­sier­ten „Men­schen­ma­te­ri­als” umtost, der jeden Tag an Inten­si­tät zunimmt. „Nie­mand hat die Absicht eine Mau­er zu bau­en”; nie­mand berich­tet dar­über, dass die­se Mau­ern um Euro­pa längst gebaut wur­den, real, recht­lich, mili­tä­risch, öko­no­misch, wie auch immer. Wir beschäf­ti­gen längst Spe­zi­al­ein­hei­ten, die an den Gren­zen unent­wegt Aber­tau­sen­de Flücht­lin­ge abfan­gen, abwei­sen, zurück­schi­cken oder in Lagern inter­nie­ren. Wäh­rend wir bei Bier und Mate dar­über dis­ku­tie­ren, ob wir lie­ber den Ein­kom­mens- oder bes­ser den Mehr­wert­steu­er­satz ver­än­dern soll­ten, gehen in Spa­ni­en, Frank­reich, Grie­chen­land, Irland, Por­tu­gal, Ita­li­en Hun­dert­tau­sen­de auf die Stra­ße, deren Leben gera­de den ein­träg­li­chen Spe­ku­la­tio­nen des Finanz­mark­tes geop­fert wur­den, vom Rest der Welt ganz zu schwei­gen, der längst zu einer Frei­han­dels­zo­ne der beson­de­ren Art degra­diert wur­de. Auf den „kom­men­den Auf­stand” hin­ge­wie­sen, reagie­ren Pira­ten häu­fig hilf­los oder unwirsch, ja nei­gen sogar dazu, sich auf die Sei­te des Staa­tes zu schla­gen und die Gewalt­tä­tig­kei­ten auf den Stra­ßen zu bekla­gen und zu ver­ab­scheu­en, ohne deren Hin­ter­grün­de näher zu beleuch­ten. Man kann jedoch nicht ins Was­ser sprin­gen ohne nass zu wer­den und kann nicht sau­ber blei­ben, wenn man frei­wil­lig in einen Tüm­pel aus Morast und Unrat steigt, um ihn zu reinigen.

Das Pro­blem, das ich dabei sehe, ist nicht das schlech­te Gewis­sen. Ganz im Gegen­teil. Ich fand es immer maka­ber und uner­träg­lich, dass Kri­mi­nel­le, Mör­der, Betrü­ger und Aus­beu­ter den „klei­nen Mann” an Ehr­lich­keit, Arbeit­sam­keit, Moral und Spar­sam­keit gemah­nen. Die Art und Wei­se unse­res poli­ti­schen Sys­tems, inter­na­tio­nal zu agie­ren und sich mit den ande­ren Wöl­fen um den klei­ner wer­den­den Kuchen zu prü­geln, ist dafür ver­ant­wort­lich, dass in Äthio­pi­en und Soma­lia Zehn­tau­sen­de ver­hun­gern (wäh­rend im sel­ben Land nur weni­ge Kilo­me­ter wei­ter ara­bi­sche und chi­ne­si­sche Inves­to­ren gro­ße Men­gen Lebens­mit­tel pro­du­zie­ren) — nicht wir mit unse­ren Wochen­end­ein­käu­fen, unse­ren Klein­wa­gen und unse­rer Wei­ge­rung Glüh­bir­nen durch „Spar­lam­pen” zu erset­zen. Jeder, der einen Fun­ken Ver­stand hat und über die Ver­hält­nis­se in die­ser Welt nach­denkt, wird sein Leben anpas­sen, so gut er es ver­mag und hel­fen wo er kann. Doch das ändert am Sys­tem gar nichts und dar­um geht es sowie­so nicht.

Es muß dar­um gehen, dass wir Sozi­al- und Finanz­po­li­tik glo­bal den­ken müs­sen, in einem inter­na­tio­na­len poli­ti­schen Sys­tem, das men­schen­feind­li­cher kaum sein könn­te. Eine Ein­la­dung an alle Armen die­ser Welt aus­zu­spre­chen, doch an unse­rem BGE teil­zu­ha­ben, erscheint ange­sichts des Ber­ges von Pro­ble­men, die in Wirk­lich­keit zu lösen sind, lächer­lich und irre­al. Es ist ein schö­ner Gedan­ke für ein Hip­pie-Lager­feu­er, nach­dem man sich satt­ge­ges­sen hat und sich dem Wein und ein paar Joints wid­met. Es ist jedoch kei­ne geeig­ne­te Art und Wei­se, poli­ti­sche Ver­än­de­run­gen her­bei­zu­füh­ren. Dafür brau­chen wir in der Tat einen viel wei­te­ren Hori­zont. Die Fra­ge ist, ob uns das bewußt ist und in wel­cher Wei­se wir einen sol­chen umfas­sen­de­ren Hori­zont anstre­ben und erlan­gen können.

So weit ich per­sön­lich von lin­ken Über­zeu­gun­gen und Ideo­lo­gien auch ent­fernt sein mag — mal mehr und mal weni­ger — so sehr ach­te ich Die Lin­ke für ihren poli­ti­schen Mut aus­zu­spre­chen, was auch Ziel der Pira­ten sein soll­te: Den Kapi­ta­lis­mus zu über­win­den.


Quel­len:

  • http://www.crp-infotec.de/01deu/finanzen/grafs/vermoegen_verteilung.gif
  • http://www.dw-world.de/dw/article/0,,5686427,00.html
  • http://www.suite101.de/content/wohlstand-und-armut-die-verteilung-des-bip-in-deutschland-a112063
  • http://www.zeit.de/zeit-wissen/2006/06/Essay_Allmendinger.xml
  • http://www.youtube.com/watch?v=bVWayUygRr0
  • http://www.youtube.com/watch?v=fwzUR7kaEzg

 


Gesellschaft, Piraten
Macht, Globalisierung, Sozialpolitik, Lenin, Kapitalismus, Revolution, Demokratie, Bankenkrise

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2 thoughts on “Die alte Frage nach der Macht”

  1. Stephan Beyer sagt:
    6. September 2011 um 14:37 Uhr

    Hal­lo Frank,

    Dein Zitat von Wilm stimmt mei­nem Gedächt­nis nach (a) nicht ganz und ist (b) aus dem Zusam­men­hang geris­sen. Er sprach (a) von der "Wür­de des Men­schen" statt von "sozia­ler Gerech­tig­keit" und (b) es ging es dar­um, dass wir das auch "unde­fi­niert" ver­wen­den kön­nen, um damit zu arbei­ten, ohne eben erst phi­lo­so­phi­sche Abhand­lun­gen schrei­ben zu müssen.

    Defi­nie­ren soll­test Du aber viel­leicht, was Du unter dem Sys­tem ver­stehst, das Du über­win­den willst — also dem Kapi­ta­lis­mus. Ich den­ke aller­dings, dass die Leu­te, die den "Kapi­ta­lis­mus" in Gän­ze über­win­den wol­len, es sich zu ein­fach machen. Das liegt aber dar­an, dass mir nie ein­leuch­tend der Pro­blem­kern dar­ge­legt wur­de und die Alter­na­ti­ven dazu. Und solan­ge ich den Pro­blem­kern nicht ken­ne, bin ich gern bereit, zu ver­su­chen den Kapi­ta­lis­mus lebens­wer­ter bzw. men­schen­freund­li­cher zu machen. Mit Bil­dung, mit Armuts­be­kämp­fung, mit Kor­rup­ti­ons­be­kämp­fung, mit Demokratie.

    Gruß,
    Stephan

    Antworten
    1. Frank11 sagt:
      7. September 2011 um 10:28 Uhr

      Die Aus­sa­ge von Wilm hab ich anders in Erin­ne­rung, aber der Sinn ist für mich derselbe.
      Im übri­gen wür­de ich die "men­ta­li­täts­kri­ti­sche Wahr­neh­mung" des Kapi­ta­lis­mus bevor­zu­gen. Ich zitie­re mal aus Wikipedia:
      "In der men­ta­li­täts­kri­ti­schen Wahr­neh­mung steht Kapi­ta­lis­mus für ein aus­schließ­lich an einer kapi­ta­lis­ti­schen Ratio­na­li­tät ori­en­tier­ten Den­ken, das auf Pro­fit und die opti­mier­te Ver­wer­tung der ein­ge­setz­ten Pro­duk­ti­ons­mit­tel abzielt, ohne dabei Aspek­te der Nach­hal­tig­keit, der Ethik und mög­li­cher sozia­ler Ver­wer­fun­gen zu berücksichtigen.”
      sie­he: http://de.wikipedia.org/wiki/Kapitalismus

      Antworten

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