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Hopfen und Malz verloren

Hopfen und Malz verloren

4. September 2017 Comments 0 Comment
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42 Par­tei­en tre­ten zur Bun­des­tags­wahl 2017 an. Und was macht die deut­sche Fern­seh­na­ti­on? Sie zieht sich begie­rig ein "Duell" der bei­den Kanz­ler­kan­di­da­ten der Regie­rungs­ko­ali­ti­on rein, die seit Jah­ren am Ruder ist und die man eigent­lich direkt für das ver­ant­wort­lich machen müss­te, was schief­läuft. Was erwar­tet man da zu sehen und zu hören? Was Frau Mer­kel zum Früh­stück isst? Wie es beim Wan­der­ur­laub in den Ber­gen war? Oder von Herrn Schulz, was er mit sei­ner gan­zen Koh­le aus all den fet­ten EU-Par­la­ments­jah­ren so anstellt? Ich mei­ne, außer grin­send wie ein Kas­per durchs Land zu fah­ren und für "Gerech­tig­keit" und eine "Reform der EU" zu wer­ben? Gleich­zei­tig mei­nen 76 % der Bun­des­bür­ger, dass die Wahl eigent­lich schon ent­schie­den sei, 60 % glaubt oben­drein nicht, dass sich die meis­ten Deut­schen der­zeit einen Wech­sel in der Regie­rung wün­schen. ((sie­he http://www.theeuropean.de/juergen-fritz/11819-martin-schulz-der-multimilionaer)) Obwohl sich fast die Hälf­te gleich­zei­tig noch nicht ent­schie­den hat, wen sie denn wäh­len will, scheint das im Kopf kei­nen logi­schen Wider­spruch auf­zu­ma­chen. Irgend­wo habe ich auch gele­sen, dass ein nicht uner­heb­li­cher Anteil der Wäh­ler denkt, sie wür­den bei der Bun­des­tags­wahl auch den Kanz­ler direkt wäh­len. ((Quel­le hab ich auf die Schnel­le lei­der nicht mehr gefun­den.)) Was ist nur aus dem Volk der Dich­ter und Den­ker geworden?

Die nach­wach­sen­de Wäh­ler­ge­nera­ti­on ist da auch kei­ne Hoff­nung. Mehr als ein Drit­tel der 14–17-Jährigen wür­de sich für Ange­la Mer­kel als Kanz­ler ent­schei­den. Weit abge­schla­gen auf Platz 2 folgt Gre­gor Gysi, der sich bereits aus der gro­ßen Poli­tik zurück­ge­zo­gen hat. Die Jugend­li­chen fin­den Mer­kel übri­gens zwar "tra­di­tio­nell" und irgend­wie "lang­wei­lig", aber eben­so "kom­pe­tent" und "sym­pa­thisch". Alter­na­ti­ven oder Her­aus­for­de­rer der Dau­er­kanz­le­rin ken­nen die jun­gen Leu­te oft über­haupt nicht. ((sie­he http://www.faz.net/aktuell/politik/bundestagswahl/bundestagswahl-umfrage-jugendliche-wuerden-angela-merkel-waehlen-15111061.html))

Wäh­rend man um alle hei­ßen The­men einen wei­ten Bogen macht, ver­su­chen die eta­blier­ten Par­tei­en lust­los mit Schlag­wor­ten zu punk­ten, die lee­rer nicht sein könn­ten. Schulz möch­te zum Bei­spiel statt in Ver­tei­di­gungs­aus­ga­ben lie­ber in "Bil­dung" inves­tie­ren. Dabei gibt es kaum einen ande­ren Bereich, der unter der lang­jäh­ri­gen Regie­rungs­be­tei­li­gung der SPD so zuschan­den gerit­ten wur­de wie Bil­dung. Auf der Stra­ße scheint es für die Leu­te kein wich­ti­ge­res The­ma als Migra­ti­on, Sicher­heit, Islam und Ter­ro­ris­mus zu geben; es ist offen­sicht­lich wie groß die Ver­un­si­che­rung mitt­ler­wei­le gedie­hen ist. Natür­lich wird das die meis­ten nicht davon abhal­ten, die Frau erneut in das höchs­te Amt zu wäh­len, die genau für die­se Ver­un­si­che­rung zu einem gro­ßen Teil mit ver­ant­wort­lich ist. Eine Frau, die rhe­to­risch eine Voll­nie­te ist, die sich auf nichts fest­legt, die Pro­ble­me weder anspricht noch löst, die auf direk­te Demo­kra­tie einen Scheiß gibt und die Deut­schen nur noch als "die, die schon län­ger hier sind" ansieht. Egal, das Land sehnt sich nach einer wei­te­ren Amts­pe­ri­ode von Mut­ti. Einer Mut­ti, die kei­ne Kin­der hat.

Man möch­te mei­nen, dass vie­len Wäh­lern drän­gen­de Exis­tenz­fra­gen auf den Nägeln bren­nen: Ren­te, Hartz IV, Gesund­heit und Pfle­ge, Ent­wer­tung des eige­nen erar­bei­te­ten Ver­mö­gens, stei­gen­de Mie­ten, eben­so stei­gen­de Kri­mi­na­li­tät, Arbeits­lo­sig­keit, pre­kä­re Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nis­se. Nichts davon wer­den die eta­blier­ten Par­tei­en ernst­haft ange­hen. Sie haben es bis­her nicht getan und wer­den es auch in Zukunft nicht tun. Gewählt wer­den sie trotz­dem. Poli­ti­ker aus den höchs­ten Rän­gen haben die Men­schen mit ihren berech­tig­ten Nöten als "besorg­te Bür­ger" ver­spot­tet, sie als "Pack" und Nazis beschimpft, ihren Ärger aus den sozia­len Netz­wer­ken weg­zen­siert, sie mit ihrer abstru­sen Min­der­hei­ten­po­li­tik igno­riert, ihre Kul­tur für nicht exis­tent erklärt, sie auf­ge­for­dert sich im eige­nen Land in frem­de Ein­wan­de­rungs­kul­tu­ren zu inte­grie­ren, sie mit Bull­shit wie Quo­ten und Gen­der­main­strea­ming beläs­tigt und ihnen das Recht abge­spro­chen, über die Zukunft des eige­nen Lan­des selbst ent­schei­den zu wol­len. Gewählt wer­den sie trotzdem.

Es gibt nichts Schlim­me­res für deut­sche Schäf­chen, als von der Her­de getrennt zu wer­den. Von ein paar Hun­den gebän­digt, fol­gen sie dem Schä­fer getreu zur Schur, spä­ter zum Schlacht­hof. Es ist die­se merk­wür­di­ge Kopf-in-den-Sand-Ein­stel­lung, mit der man glaubt unge­se­hen zu blei­ben. Die Hoff­nung, mit dem Rück­zug ins Pri­va­te und der hef­ti­gen Wei­ge­rung, sich mit "denen da oben" und sowas Häß­li­chem wie Poli­tik aus­ein­an­der­zu­set­zen, unge­scho­ren davon zu kom­men. Solan­ge es der Nach­bar ist, der wegen einer unbe­dach­ten Äuße­rung auf Face­book vom Staats­schutz abge­holt und ver­ur­teilt wird, bin ich es ja nicht. Und die Frau, die da jetzt in Leip­zig ver­ge­wal­tigt und bewusst­los geprü­gelt wur­de, ist doch sel­ber schuld. War­um muss­te sie auch allein jog­gen gehen. Ich kann immer noch mein klei­nes Reich zusam­men­hal­ten, so arm­se­lig es auch ist. Für die Deut­schen kommt es offen­sicht­lich nicht in Fra­ge, etwas zu ändern. Ver­än­de­rung kann nur Unwäg­bar­keit bedeu­ten, da ist der bekann­te und ver­trau­te Schla­mas­sel, in dem wir jetzt schon sit­zen, immer noch bes­ser. Und selbst wenn mir irgend­wann so gut wie alles an Wert genom­men wird (und damit mei­ne ich nicht nur und unbe­dingt das Mate­ri­el­le), so kann ich ja doch nichts ändern. Auf­be­geh­ren bringt ja nichts.

Und über allem thront mit süf­fi­san­tem Lächeln die Jetzt-und-bald-wie­der-Kanz­le­rin und ist sich der gras­sie­ren­den Dumm­heit ihrer Lands­leu­te gewiss.

In Hein­rich Manns Roman "Der Unter­tan" schil­dert Diede­rich Heß­ling sei­nen Vater als noch fürch­ter­li­cher als ein Gnom aus sei­nem Mär­chen­buch, was ihn nicht davon abhält sei­ne Schlä­ge als Lie­bes­be­weis aus­zu­le­gen: "Ihr wäret froh, wenn ihr auch Prü­gel von ihm bekom­men könn­tet." und "oben­drein soll­te man ihn lie­ben“. Wenn man das "ihn" durch "sie" ersetzt, ist man schon mit­ten im Deutsch­land des Jah­res 2017. Gute Nacht.

Titel­fo­to: Mer­kel-Rau­te (Quel­le: modi­fi­ziert nach Wiki­me­dia Com­mons / Autor: Armin Linn­artz / Lizenz: Crea­ti­ve Com­mons Attri­bu­ti­on-Share Ali­ke 3.0 Ger­ma­ny)

 

 


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Demokratie, Merkel, Bundestagswahl, Deutschland, Schulz, Bundeskanzler, Migration

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