Bürgerbeteiligung geht anders
Wenn am Montag der Herr Oberbürgermeister wie von Herrschafts Gnaden auf der Treppe zum Eichplatz den Bürgern dieser Stadt verkünden wird, dass sie sich für sage und schreibe drei Sitze in der "Jury" zur Eichplatzbebauung "bewerben" dürfen, dann ist das keine Satire- Veranstaltung der Kulturarena oder eine lustige Provinzposse, sondern die konsequente Umsetzung der Vorstellungen der Stadtoberen, wie in Jena Bürgerbeteiligung auszusehen hat.
Dieses neuerliche Trostpflaster für die vielfach geäußerten Wünsche Jenaer Bürger nach mehr Beteiligung bei der Erarbeitung einer zukunftsfähigen Bebauungskonzeption kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Stadtrat und Stadtverwaltung nicht im geringsten an einem Bürgerbeteiligungsverfahren, das diesen Namen auch wirklich verdient, interessiert sind. Die jetzt eingesetzte Jury ist der Endpunkt einer traurigen Entwicklung, in der das beachtenswerte Engagement der Bürgerinitiative "Mein Eichplatz" ignoriert, das angestrebte Bürgerbegehren Ende Juni abgelehnt und der Stapel an Bürgereingaben und ‑vorschlägen mit zum Teil hanebüchenen Begründungen vom Tisch gewischt wurde. Die Ablehnung des Bürgerbegehrens wurde damals in den Medien als "Schwarzer Montag" für Jena bezeichnet und es zeichnet sich ab, dass wir einen weiteren Schwarzen Montag in dieser Sache registrieren werden.
Wenn mit großem Tamtam 100.000 Bürger dieser Stadt aufgefordert werden, sich doch für drei Jury-Stellen zu bewerben, dann bleiben trotzdem relevante Fragen offen: Welche Befugnisse hat diese Jury, welche Ergebnisse erwartet man von ihrer Arbeit und werden diese Ergebnisse nicht einfach nur eine Wiederholung dessen sein, was man bisher schon zu dieser Thematik aus dem Rathaus gehört hat? Kann man darauf hoffen, dass die Jury-Sitzungen öffentlich sind und die Ergebnisse der Beratungen transparent protokolliert werden?
Trotz eines sich gut entwickelnden Bürgerhaushalts, mit dem sich die Stadt gern nach außen schmückt, ist und bleibt Jena keine "Lichtstadt" in Sachen Bürgerbeteiligung. Die Fähigkeit der Jenaer Kommunalpolitik, nach Stuttgart21 dazu zu lernen und ernsthafte Perspektiven für eine echte Bürgerbeteiligung hin zu mehr direkter Demokratie und größtmöglicher Transparenz zu entwickeln, müssen als äußerst begrenzt eingeschätzt werden. Die PIRATEN Jena raten daher den Jenaer Bürgern ab, sich als Deckmäntelchen für fehlende Bürgerbeteiligung missbrauchen zu lassen und auf eine "Bewerbung" für die sogenannte Eichplatz-Jury zu verzichten. Stattdessen sollte weiter die Bürgerinitiative "Mein Eichplatz" gestärkt und deren Aktivitäten unterstützt werden.
Klarmachen zum Ändern!
Quelle: Piraten Jena