Protest gegen geplante Baumfällungen
Der Protest gegen die geplante Bebauung des Eichplatzes in Jena geht offenbar weiter. Insbesondere die geplante Fällung von über 40 Bäumen im Stadtzentrum und der Wegfall der Grünanlage erregte erneut den Unmut von Jenaer Bürgern. So tauchten am Donnerstagmorgen an jedem der "Fällungskandidaten" Plakate auf, auf denen Unbekannte ihrem Ärger in fantasievollen Slogans Luft machten. So konnte man beispielsweise "Dieser Baum würde nie wieder Grüne wählen", "Hier finden Sie künftig: Beton" und "Ich könnte 450 Jahre überleben. Aber nicht den Bebauungsplan" lesen, oder auch "Ich bin ein Investitionshindernis" und "Bäume sind unmodern". Vermutlich werden viele Bürger erst in dem Augenblick erschrocken auf die Bebauungspläne aufmerksam werden, wenn die Kettensägen angeworfen werden. In diesem Sinne muss man die Protestaktion als augenöffnende Maßnahme begrüßen.
Ein Markthändler, der wie ich neugierig vor den Plakaten stehengeblieben war, berichtete gleich von den negativen Erfahrungen mit neuen Einkaufscentern in anderen Städten, wie z.B. Gera. Diese würden sowieso nur die Einzelhandelsflächen der Stadt umverteilen und aus anderen Lagen abziehen und damit keinerlei Sinn machen. Das fand ich ganz interessant, weigert sich doch die Stadt Jena beharrlich, die vielen kritischen Stimmen überall in Deutschland — inbesondere zu den Aktivitäten von ECE — zur Kenntnis zu nehmen.
Auf Vernunft, Einsicht oder auch nur ein Quentchen architektonischen Freiraum im Stadtzentrum darf man daher wohl auch in Zukunft nicht hoffen. Wie aus Kreisen der Eichplatz-Bürgerinitiative zu erfahren war, läuft mittlerweile eine Klage gegen die Stadt, um die bisher abgewiesenen Anträge auf ein Bürgerbegehren mit juristischer Hilfe doch noch umzusetzen. Man darf gespannt sein, wie es dabei weiter geht. Klar ist jedoch jetzt schon: eine Stadt, die es nicht vermag, ihre Bürger mitzunehmen und an der Planung derart großer Projekte ernsthaft zu beteiligen, fördert nur den Unmut der Bürgerschaft und setzt auf Konfrontation statt Kommunikation.
Von einer "Stadt für Fortgeschrittene" darf man allerdings langsam wirklich anderes erwarten.