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Augen zu und weiter so (Wahlkommentar Teil 1)

Augen zu und weiter so (Wahlkommentar Teil 1)

19. September 2016 Comments 1 comment
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Nach der Wahl zum Abge­ord­ne­ten­haus in Ber­lin wird viel geschrie­ben, ana­ly­siert und kom­men­tiert. Obwohl es illu­so­risch ist zu glau­ben, ich könn­te mit einem Bei­trag in einem klei­nen pri­va­ten Blog etwas Rele­van­tes zur drin­gend not­wen­di­gen Debat­te in die­sem Land bei­tra­gen, möch­te ich mich trotz­dem dazu äußern. Ins­be­son­de­re weil mir auf­fällt, dass die Dis­kus­si­on — viel­leicht nicht zufäl­lig — in die fal­sche Rich­tung geht. Oder bes­ser gesagt, etwas Wich­ti­ges außer acht lässt. Im Zen­trum der media­len Auf­merk­sam­keit steht näm­lich das Wahl­de­sas­ter der CDU, deren his­to­ri­sche Nie­der­la­ge, der Absturz unter 20 %, ja sogar unter 18 % (wir erin­nern uns unwill­kür­lich an die FDP und deren 18 %-Kam­pa­gne). Dar­aus wird dann die Schick­sals­fra­ge für die Kanz­le­rin abge­lei­tet oder deren Rück­tritt vor­aus­ge­sagt. Im wei­tes­ten Sin­ne lau­tet die Bot­schaft, die alten, ver­bies­ter­ten, kon­ser­va­ti­ven, männ­li­chen Stamm­wäh­ler der CDU sind mit der Flücht­lings­po­li­tik von Mer­kel nicht ein­ver­stan­den und lau­fen ihrer Par­tei davon — hin zur AfD.

Über die lin­ken Par­tei­en wird dage­gen nicht annä­hernd so ver­nich­tend geur­teilt. SPD, Grü­ne und Lin­ke deu­ten sich trotz ihrer offen­sicht­li­chen Ver­lus­te zu Wahl­sie­gern um, kon­sta­tie­ren einen Ver­trau­ens­bo­nus und wol­len einen poli­ti­schen Wil­le der Bevöl­ke­rung erken­nen, der zur lin­ken Sei­te des poli­ti­schen Spek­trums neigt. Die rhe­to­ri­schen Exzes­se der letz­ten Wochen las­sen eigent­lich sowie­so nur noch die­se lin­ke Sei­te als demo­kra­tisch, welt­of­fen, zukunfts­taug­lich und fort­schritt­lich gel­ten, alle ande­ren Mei­nun­gen, ja die Bevöl­ke­run­gen gan­zer Bun­des­län­der, die nicht ins Sche­ma L pas­sen, wer­den mit der Naz­i­keu­le platt­ge­schla­gen. Doch wen­den wir ein­mal einen klei­nen Kunst­griff an und defi­nie­ren der Ein­fach­heit hal­ber ein lin­kes Lager, bestehend aus SPD, Lin­ken, Grü­nen, Pira­ten und Die Par­tei und ein rech­tes oder rechts­kon­ser­va­ti­ves Lager, bestehend aus CDU, FDP, AfD, NPD, Alfa und pro Deutsch­land. In bei­den Lagern blei­ben sons­ti­ge klei­ne­re Grup­pie­run­gen und Split­ter­par­tei­en wegen ver­nach­läs­sig­ba­rer Stim­men­an­tei­le unbe­rück­sich­tigt. Jetzt tra­gen wir die auf­sum­mier­ten Zah­len der bei­den Lager sowohl für Meck­len­burg-Vor­pom­mern als auch für Ber­lin zusam­men ((jeweils Stimm­an­tei­le der Zweit­stim­men, gerun­det auf die ers­te Stel­le hin­term Komma)):

Meck­len­burg-Vor­pom­mern Wahl­er­geb­nis 2016 Dif­fe­renz zu 2011
Lin­kes Lager 49,7 % 64,8 % (- 15,1 %)
Rech­tes Lager 46,1 % 31,8 % (+ 14,3 %)

 

Ber­lin Wahl­er­geb­nis 2016 Dif­fe­renz zu 2011
Lin­kes Lager 56,1 % 67,4 % (- 11,3 %)
Rech­tes Lager 40 % 28,5 % (+ 11,5 %)

Wie man leicht erken­nen kann, ergibt sich ein völ­lig ande­res Bild, näm­lich eine erd­rutsch­ar­ti­ge Wäh­ler­wan­de­rung von links nach rechts! Und das urba­ne, mul­ti­kul­tu­rel­le, welt­of­fe­ne Ber­lin ist davon fast in glei­chem Aus­maß betrof­fen wie das länd­li­che Meck­len­burg-Vor­pom­mern. Es geht also gar nicht mal so sehr um die Pro­ble­me der CDU, die natür­lich mit dem neu­en Kon­kur­ren­ten rechts­au­ßen zu kämp­fen hat. Hier wird viel­mehr deut­lich, dass gro­ße Tei­le der Bevöl­ke­rung sich in der Poli­tik typi­scher lin­ker Par­tei­en nicht mehr ver­tre­ten sehen, selbst dann nicht — oder erst­recht nicht — wenn es um sozia­le Belan­ge geht. Je aggres­si­ver die lin­ke Agi­ta­ti­on und Pro­pa­gan­da über den Otto­nor­mal­bür­ger her­fällt und ihn ver­sucht in eige­ne ideo­lo­gi­sche Denk­mus­ter zu zwin­gen, umso stär­ker ent­zieht sich der Wäh­ler und tritt die Flucht ins ande­re Extrem an.

Die Argu­men­ta­ti­on von Par­tei­en und Poli­ti­kern des lin­ken Lagers, die nicht gewillt sind, den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern zuzu­hö­ren und sich mit deren Inter­es­sen, Bedürf­nis­sen und Sor­gen aus­ein­an­der­zu­set­zen, läuft seit eini­ger Zeit dar­auf hin­aus, dass man den unwil­li­gen Wäh­lern nur nicht aus­rei­chend über­zeugt hät­te. Man müs­se den eige­nen — selbst­ver­ständ­lich ein­zig rich­ti­gen — Stand­punkt nur bes­ser erklä­ren, dann wür­de schon wie­der alles ins Lot kom­men. Dahin­ter ver­birgt sich jedoch ledig­lich ein bor­nier­tes Fest­hal­ten an Macht, Pri­vi­le­gi­en, Pöst­chen und Gel­dern. Das, was die Leu­te davon hal­ten oder den­ken, ist letzt­end­lich voll­kom­men egal. Kon­se­quen­zen zu zie­hen, auch per­sön­lich als Rück­tritt, kommt über­haupt nicht in Fra­ge. Die Devi­se heißt Augen zu und wei­ter so.

Mit hoher Wahr­schein­lich­keit wer­den die Ber­li­ner dem­nächst eine rot-rot-grü­ne Regie­rung bekom­men und damit das Gegen­teil des­sen, was ein ste­tig grö­ßer wer­den­der Anteil von ihnen will. Die­se Regie­rung wird den Druck auf eine eher mode­rat und bür­ger­lich-libe­ral ein­ge­stell­te Mit­te wei­ter erhö­hen, sich links zu posi­tio­nie­ren. Sie wird an der Rea­li­tät, die vie­len Men­schen zu schaf­fen macht, vor­bei regie­ren, die Pro­ble­me klein­re­den, Kri­tik am Wir-schaf­fen-das-Para­dig­ma dis­kre­di­tie­ren und igno­rie­ren und lin­ke Lieb­lings­kon­zep­te und ‑pro­jek­te wie Gen­der­ga­ga, Früh­se­xua­li­sie­rung von Kin­dern in Bil­dungs­ein­rich­tun­gen, Deutsch­land­hass, grü­ne Sym­bol- und Ver­bots­po­li­tik oder die Ein­schrän­kung der Mei­nungs­frei­heit aus ideo­lo­gi­schen Grün­den vor­an­trei­ben. Errei­chen wird man damit das Gegen­teil. Die Aus­weich­be­we­gung nach rechts wird wei­ter zuneh­men, ehe­mals mode­rat und poli­tisch mit­tig aus­ge­rich­te­te Bür­ge­rin­nen und Bür­ger wer­den sich radi­ka­li­sie­ren, die Fron­ten sich wei­ter ver­här­ten, die Aggres­si­vi­tät der poli­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zung wird sich ver­stär­ken. Der gefähr­li­che Rechts­ruck in der Gesell­schaft ist nicht eine Fol­ge der Attrak­ti­vi­tät der AfD, son­dern logi­sche Fol­ge einer Poli­tik, die völ­lig abge­ho­ben und weit­ab vom Wäh­ler­wil­le nur noch die Ver­wirk­li­chung der eige­nen ideo­lo­gi­schen Stand­punk­te als Ziel anstrebt. Wer die Zah­len sieht, könn­te das erken­nen und gegen­steu­ern — wenn er denn will. Davon sind wir mei­ner Mei­nung nach jedoch weit entfernt.


Gesellschaft
Berlin, Linke, Wahl, AfD

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