Skip to content
Franks SchreibBlog
  • Blog
  • Publikationen
  • Fotos
  • Über mich
  • Search Icon

Franks SchreibBlog

Provokativ • Politisch • Persönlich

Updates From Hell

Updates From Hell

17. Oktober 2016 Comments 0 Comment
Print Friendly, PDF & Email

Wie uns Soft­ware-Fir­men die Zeit und den letz­ten Nerv rauben

Es soll mal eine Zeit gege­ben haben, da waren Pro­gram­mie­rer bemüht, mög­lichst feh­ler­freie Soft­ware zu pro­du­zie­ren und mit der Qua­li­tät ihrer Arbeit seriö­se Kun­den­bin­dung zu betrei­ben. Heut­zu­ta­ge scheint das etwas anders zu lau­fen, etwa so: Goog­le-Abtei­lungs­lei­ter fragt nach neu­es­tem Update der Goog­leE­arth-App bei Pro­gram­mie­rer nach. Der schließt den Brow­ser-Tab mit You­Porn, pflegt das gera­de geän­der­te Goog­le-Logo in die App ein und mel­det ein paar Minu­ten spä­ter mit der Ver­si­on 7.1.6 Voll­zug. Auf die brand­hei­ße Ver­si­on mit dem jetzt aktua­li­sier­ten Logo habe ich schon lan­ge gewar­tet. Da war ich regel­recht scharf drauf. Gern opfe­re ich mei­ne Zeit, um den Bull­shit zu down­loa­den und zu instal­lie­ren. Alle mei­ne digi­ta­len End­ge­rä­te ner­ven mich ohne Ende mit angeb­lich total wich­ti­gen Updates, die alle­samt völ­lig inno­va­ti­ve und super abge­fah­re­ne Funk­tio­nen brin­gen. Ich blät­te­re mal die 50 ange­zeig­ten Updates auf dem iPho­ne durch, aber der in den höchs­ten Tönen ange­prie­se­ne Mist lockt kei­nen Hund hin­term Ofen her­vor. Natür­lich update ich trotz­dem. Selbst wenn es mal gar nichts Neu­es zu ver­kün­den gibt, für die Behe­bung von Bugs und die Instal­la­ti­on des x‑ten Sicher­heits­up­dates soll­te man schon Zeit haben. Dir ist doch Sicher­heit wich­tig, oder nicht??? Wenn tat­säch­lich eine Funk­ti­on, ein Fea­ture, ein Ser­vice mal rich­tig gut war, spä­tes­tens das nächs­te Update sorgt dafür, dass alles wie­der anders aus­sieht, an eine ande­re Stel­le ver­scho­ben wur­de oder ganz ver­schwun­den ist. Gern pas­sen wir uns als Nut­zer an die digi­ta­le Dau­er­eja­ku­la­ti­on der Soft­ware-Fir­men an, die ohne Unter­lass und völ­lig selbst­los ihre Soft­ware­pro­duk­te für uns revo­lu­tio­nie­ren. Bes­tes Bei­spiel: Apple.

Die Fir­ma mit dem ange­bis­se­nen Apfel hat in den letz­ten Jah­ren Betriebs­sys­te­me am lau­fen­den Band auf den Markt gebracht. Jedes die­ser Betriebs­sys­te­me war selbst­re­dend das bes­te aller Zei­ten — zumin­dest wenn man geneigt ist, "aller Zei­ten" als "kaum län­ger als ein Jahr" zu defi­nie­ren. Im Okto­ber 2007 wur­de Mac OS X 10.5 Leo­pard ver­öf­fent­licht, seit­dem gab es bis zum heu­ti­gen Tag 50 wei­te­re Ver­sio­nen, wobei wir mitt­ler­wei­le bei 10.12 Sier­ra ange­langt sind. Jeder Ver­si­ons­sprung wur­de wie eine geglück­te Lan­dung auf dem Mars ange­kün­digt. Für jeman­den, der ein­fach nur einen funk­tio­nie­ren­den PC benö­tigt, um dar­an sei­ne Arbeit zu erle­di­gen oder nach Infor­ma­tio­nen zu suchen, hat sich kaum etwas geän­dert. Sicher, alles sieht immer etwas schi­cker aus, mit noch höhe­ren Auf­lö­sun­gen und Fea­tures, die man irgend­wie zwar inter­es­sant fin­det, aber dann doch im All­tag weder braucht noch je ver­misst hat. Was alle neu­en Betriebs­sys­te­me aus­zeich­net, ist ihr unfer­ti­ger Zustand, in dem sie aus­ge­lie­fert wer­den. Wer pflicht­be­geis­tert und unge­dul­dig auf die neue Ver­si­on wech­selt, tappt jedes­mal mit an Sicher­heit gren­zen­der Wahr­schein­lich­keit in die Schei­ße. Macht nix, denn genau das ist ja der Stuff der Fach­ma­ga­zi­ne und E‑Zines, die nun wochen­lang den end­ge­nerv­ten User mit Rat­schlä­gen bom­bar­die­ren kön­nen, wie er Bugs umschif­fen, gelieb­te Fea­tures doch wie­der her­stel­len, Pro­gram­me und Apps kon­fi­gu­rie­ren oder ver­lo­re­ne Daten ret­ten kann. Beson­ders inter­es­sant und beliebt sind immer die Anlei­tun­gen, wie man das neue Betriebs­sys­tem so wie das alte aus­se­hen las­sen kann.

Ich habe immer gern mit OS X 10.6 Snow Leo­pard gear­bei­tet und fand es für mei­ne Zwe­cke sta­bil und aus­rei­chend. Wegen mir hät­te alles so blei­ben kön­nen, aber der nahe­lie­gen­de Gedan­ke, dass ein Soft­ware-Gigant wie Apple eine arme digi­ta­le See­le wie mich in Ruhe lässt, ist so absurd wie ein IS-Fana­ti­ker, der für Reli­gi­ons­frei­heit kämpft. Ohne Unter­lass wird man durch ein­ge­blen­de­te Hin­wei­se und Erin­ne­run­gen gedrängt, auf das jeweils neu­es­te OS zu updaten. Auf dem iPho­ne lösche ich regel­mäs­sig die iOS10-Update-Datei im Umfang von schlap­pen 1,3 GB, die ohne mein Wis­sen und Zutun im Hin­ter­grund her­un­ter­ge­la­den wur­de und das obwohl ich in den Ein­stel­lun­gen die auto­ma­ti­schen Updates aus­ge­schal­tet habe. He Mann, ist uns doch egal, ob du das jetzt haben willst oder nicht, du kriegst es trotz­dem. Freu dich doch mal! Beim Wech­sel auf 10.11 El Capi­tan gab es vor allem eine auf­fal­len­de Neue­rung: auf Nicht-Reti­na-Dis­plays sahen die Sys­tem­schrif­ten ver­wa­schen und unscharf aus, das Arbei­ten an die­sen Arbeits­plät­zen ver­ur­sach­te den Kol­le­gen Kopf­schmer­zen. Egal, Haupt­sa­che erst­mal raus mit dem Mist. Man kann ja in einer spä­te­ren Ver­si­on die Schrift wie­der ändern, was dann auch gesche­hen ist. Jeder weiß, dass es mit Sier­ra ein Hau­fen Pro­ble­me gibt, ver­öf­fent­licht ist es trotz­dem. Die Bugs — bei­spiels­wei­se bei ein­ge­scann­ten PDF-Doku­men­ten — kön­nen in einem Unter­neh­men rei­hen­wei­se Arbeits­plät­ze lahm­le­gen und die Effi­zi­enz der Nut­zung gegen Null fah­ren, aber wen inter­es­sie­ren schon sol­che Neben­säch­lich­kei­ten, du musst doch Sier­ra haben, instal­li­er' end­lich den super­gei­len neu­en Mega-Shice!

Im Sekun­den­takt wer­den die sozia­len Netz­wer­ke mit nütz­li­chen Hin­wei­sen über­schwemmt, die dei­ne gan­ze Auf­merk­sam­keit erfordern:

Was kön­nen Sie tun, wenn ihr iPho­ne-Bild­schirm plötz­lich gelb ist?  (Wie wäre es, wenn der Bild­schirm erst gar nicht gelb wird???)

So las­sen Sie Siri Wör­ter buch­sta­bie­ren. (Wozu soll­te das gut sein???)

In Safa­ri 10 wur­de jetzt der Lese­zei­chen-Mana­ger über­ar­bei­tet. (Ist mir egal, ich sur­fe mit Firefox!)

So rich­ten Sie Lese­be­stä­ti­gun­gen in der Nach­rich­ten-App pro Kon­takt ein. (What???)

In iOS 10 sind Screen­shot-Funk­tio­nen jetzt ein­ge­schränkt. (Bestimmt über­le­bens­not­wen­dig zu wis­sen, warum.)

Siri ist begriffs­tut­zig. (Na dann frag es doch nicht.)

Gro­ßes Drop­box-Update jetzt in iOS 10. (Ach­ja, die Cloud, in die ame­ri­ka­ni­sche Behör­den und Diens­te hineinschauen ...)

Und so wei­ter und so fort. Wie kann ich eine Sei­ten­leis­te, die links war, jetzt rechts haben? Wie kann ich Plugins suchen, instal­lie­ren, deinstal­lie­ren, updaten oder zur Höl­le wün­schen? War­um ist eigent­lich der Ado­be Flash Play­er immer noch nicht sicher und benö­tigt das x‑trillionste Sofort-Update? Wozu sol­len eigent­lich Tabs im Fin­der gut sein? Wenn du sonst kei­ne psy­chi­schen Pro­ble­me hast, benutz doch mal rie­si­ge Emo­jis in der Nach­rich­ten-App! Oder die völ­lig über­ar­bei­te­te Rote-Augen-Funk­ti­on! Oder das gesichts­er­ken­nen­de Per­so­nen-Album in der Fotos-App! Du weißt nicht, wozu der Chip im Light­ning-Adap­ter da ist? Oder wie man Ver­bin­dungs­pro­ble­me zwi­schen Macs und Win­dows-Gerä­ten behebt? Und du kannst immer noch nicht mit den neu­en Quick-Actions bei Ord­nern umge­hen? Sag doch Siri, dass es dein WLAN an oder aus­schal­ten oder rui­nie­ren soll. Oder schieß dir gleich eine Kugel in den Kopf!

Mitt­ler­wei­le bin ich nicht mehr auf Arbeit und zu Hau­se ange­langt. Da ich drin­gend die Unter­la­gen für die nächs­te Sit­zung des Stadt­ent­wick­lungs­aus­schus­ses down­loa­den muss, schal­te ich mei­nen Win­dows-PC an. Auf dem hell­blau­en Bild­schirm erscheint eine Mel­dung: 3 von 24 Updates instal­liert ... Bit­te war­ten ... Pri­ma, War­te­zeit ist immer gut. Dann kann ich mich schon mal infor­mie­ren, wie ich in iOS 10 die inter­ak­ti­ven Benach­rich­ti­gun­gen ohne 3D-Touch nut­ze (oder war es umge­kehrt?) oder war­um ein neu­es Patent den Home-But­ton end­gül­tig über­flüs­sig macht ... Span­nend, nicht? Ähm, gab es eigent­lich ein Leben vor der digi­ta­len Revolution?

 

 


Gesellschaft
Windows, digital, Software, Updates, Apple, Mac

Post navigation

PREVIOUS
Augen zu und weiter so (Wahlkommentar Teil 2)
NEXT
Vielfalt im Dienst der Globalisierung

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Themen

  • Regionales
  • Gesellschaft
  • Jena
  • Kommunalpolitik
  • Piraten
  • Persönliches
  • Fotos

Aktuelle Beiträge

  • Die Wortemacher des Krieges
  • Schweigen und weggehen
  • Portes mallorquines
  • Auf Wiedersehen, Twitter.
  • Sagen was ist

Letzte Kommentare

  • Søren Peter Cortsen bei Warum ich keine deutschen Filme mag
  • Frank11 bei Die Piratenpartei als temporäre autonome Zone
  • Mik Ehyba bei Die Piratenpartei als temporäre autonome Zone
  • Sascha bei Schweigen und weggehen
  • Juri Nello bei Schweigen und weggehen

Beitragsarchiv

RSS Feed

Beitragsarchiv

Suchen

Themen

  • Regionales (6)
  • Gesellschaft (74)
  • Jena (45)
  • Kommunalpolitik (40)
  • Piraten (31)
  • Persönliches (15)
  • Fotos (2)

Infos

  • Kontakt
  • Urheberrecht
  • Datenschutz
  • Impressum
© 2023   by Frank Cebulla