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Jägermeister und der Wahlkampf

Jägermeister und der Wahlkampf

15. August 2017 Comments 3 comments
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Letz­tes Wochen­en­de war ich mit Freun­den auf dem Son­ne­Mond­Ster­ne-Fes­ti­val an der Blei­loch­tal­sper­re bei Saal­burg und habe mich dort zusam­men mit 35.000 ande­ren Par­ty-Peop­le an elek­tro­ni­scher Musik erfreut. Es gäbe eine gan­ze Rei­he span­nen­der Fra­gen, die man im Zusam­men­hang mit die­ser #smsxxi dis­ku­tie­ren könn­te. Zum Bei­spiel wie lan­ge man in Gum­mi­stie­feln tan­zen kann, war­um es die­sen Som­mer eigent­lich immer und über­all reg­nen muss, wenn man mal was Wich­ti­ges vor­hat oder was ein Dino­sau­ri­er wie ich über­haupt auf einem Elek­tro-Fes­ti­val mit Durch­schnitts­al­ter 20 zu suchen hat, hehe ... Statt­des­sen möch­te ich mich jedoch ers­tens dem The­ma Jäger­meis­ter und zwei­tens Wahl­pla­ka­ten wid­men. Was die mit­ein­an­der zu tun haben? Mehr als man denkt.

Begin­nen wir mit dem Kräu­ter­schnaps. Jäger­meis­ter ist eine bekann­te Spi­ri­tuo­sen-Mar­ke und hat schon immer viel in Wer­bung inves­tiert. Immer­hin z.B. in die ers­te Tri­kot­wer­bung im Fuß­ball. Schon in mei­ner Kind­heit gab es Jäger­meis­ter-Spots im Fern­se­hen. Bis vor eini­gen Jah­ren war die Ziel­grup­pe die­ser Wer­bung die aller ande­ren Kräu­ter­schnäp­se auch: dicke älte­re Män­ner, die nach dem Essen etwas für die ver­meint­li­che Ver­dau­ungs­för­de­rung tun wol­len. Und an dem bil­li­gen Abfall­pro­dukt der Zucker­in­dus­trie ihren Spaß haben, ver­steht sich. (Damit mich die Jäger­meis­ter-Anwäl­te nicht mit Abmah­nun­gen in den Ruin trei­ben, war die­se Behaup­tung natür­lich nur Spaß und ist als Sati­re zu betrach­ten. In Wirk­lich­keit han­delt es sich bei Jäger­meis­ter natür­lich um einen gesun­den, mit aller­lei Kräu­tern aus Omas Geheim-Apo­the­ke ange­rei­cher­ten Qua­li­täts­schnaps.) Da älte­re wei­ße Män­ner immer weni­ger als Ziel­grup­pe tau­gen *hust*, änder­te auch Jäger­meis­ter sei­ne Wer­be­stra­te­gie und nahm mutig die Pira­ten­par­tei-Kam­pa­gne "Ich bin Pirat, weil ..." vor­weg. Nun trank fak­tisch jeder Jäger­meis­ter gern und gab dazu einen sel­ten däm­li­chen Spruch zum Bes­ten, etwa den: "Ich trin­ke Jäger­meis­ter, weil mir nie­mand sagen konn­te, ob Kühe die Hör­ner vor oder hin­ter den Ohren haben." Oder "Ich trin­ke Jäger­meis­ter, weil mir Roland tat­säch­lich nur sei­ne Brief­mar­ken­samm­lung gezeigt hat." Okay. So ganz hat­te man den Über­gang zur Post­mo­der­ne noch nicht geschafft. Das konn­te man auch dar­an erken­nen, dass man wei­ter mit dem Sujet des Jägers und dem eige­nen Wahr­zei­chen, einem Hirsch, her­um­spiel­te. Und natür­lich mit allen pas­sen­den und unpas­sen­den Anzüg­lich­kei­ten, die man sich in die­sen bie­de­ren Zei­ten so vor­stel­len konnte.

Mitt­ler­wei­le ist das anders. Wer schon ein­mal auf einer Mega-Par­ty wie der SMS war, weiß, dass Jäger­meis­ter auf ein­mal die coo­le Sau und der gei­le Shi­ce ist. Da ich selbst äußerst sel­ten fern­se­he, ist mir das jetzt erst rich­tig auf­ge­fal­len. Dino­sau­ri­er halt ... Nun wer­den offen­bar die Wer­be­mil­lio­nen in eine ganz ande­re Ziel­grup­pe gesteckt, in fei­ern­de jun­ge Leu­te näm­lich (Mot­to: Macht anstän­dig Par­ty). Die Genera­ti­on X soll Kräu­ter­schnaps mögen und zwar nur einen. Wie macht man das? Mixt man mit Ein­falls­reich­tum fan­ta­sie­vol­le Cock­tails aus dem eige­nen Gesöff und for­dert mit Esprit und Stil dazu auf, das eige­ne Pro­dukt zu pro­bie­ren? Nee, ganz im Gegen­teil. Mit­ten in der Nacht, genau­er gesagt am Sams­tag gegen 2 Uhr, über­fiel mei­nen Kum­pel und mich eine erschüt­tern­de Erkennt­nis. Sie geben sich kei­ne Mühe. Sie sind zwar an jedem Geträn­ke­stand prä­sent, ver­su­chen die Kon­kur­renz zu ver­drän­gen, ver­brei­ten aggres­siv ihre Mar­ke, aber mehr nicht. Auf einem lächer­li­chen Holz­hirsch-Podest darfst du Jäger­meis­ter pur oder über­zu­cker­te Cola for the Mas­ses mit einem Schuss Jäger­meis­ter kau­fen, für 7,50 Euro. Das ist alles. Wir haben uns immer wie­der gefragt, ob das wahr sein kann und womit man den offen­sicht­li­chen Erfolg begrün­den könn­te. Da war nichts. Nada. Der Hirsch schien uns immer wie­der sagen zu wol­len: ey, ihr wür­det auch Gül­le sau­fen, nehmt die­sen ein­falls­lo­sen Spü­licht und wir zie­hen euch noch ordent­lich Koh­le dafür aus der Tasche. Ihr merkt ja eh nichts mehr.

Womit wir bei den Wahl­pla­ka­ten zur bevor­ste­hen­den Bun­des­tags­wahl ange­langt sind, die sich eben­falls an die­sem Wochen­en­de in mei­ne Wahr­neh­mung gedrängt haben. Die eta­blier­ten Par­tei­en ver­fol­gen haar­ge­nau die Jäger­meis­ter-Stra­te­gie. Sie geben sich kei­ner­lei Mühe. Der Auf­wand wird so gering wie mög­lich gehal­ten. Der Kon­su­ment, in die­sem Fall der Wäh­ler, wird für blöd ver­kauft. Ob nun die roten Pla­ka­te der SPD ohne jede Aus­sa­ge, die Aller­welts­sprü­che der CDU oder das Jahr­zehn­te alte Design der Lin­ken mit den immer glei­chen Paro­len — aus allen Pla­ka­ten tönt die glei­che Bot­schaft. Scheiß egal, was drauf steht. Ob über­haupt was drauf steht. Wer es liest und was die­ser Mensch erwar­tet. FDP? Grü­ne? Ein kur­zer Griff ins Bull­shit-Bin­go der poli­ti­schen Ver­blö­dung, ein paar Begrif­fe (Wirt­schaft, Umwelt, Natur ...) gemixt wie Kräu­ter­schnaps mit Cola. Mehr braucht es nicht. Für das dum­me Volk ist der nichts­sa­gen­de Rhe­to­rik-Müll von vor­ges­tern immer noch gut genug. Ihr Idio­ten merkt sowie­so nicht, wie wir euch über den Tre­sen zie­hen. Ihr wer­det uns wie­der wäh­len, ganz egal wie lan­ge wir schon die­ses Land in die Schei­ße gerit­ten haben. 40 % für die CDU in den Pro­gno­sen? Was soll der Geiz, wir pap­pen die gepho­to­shop­te FDJ-Tan­te auf die Pla­ka­te und gut isses. Wahl­pro­gram­me, Zie­le, Pro­blem­lö­sun­gen, Kon­tro­ver­sen, her­aus­for­dern­de Denk­an­sät­ze? Wozu? Jäger­meis­ter ver­kauft sich bes­tens mit Cola und die Deut­schen wer­den wie­der die Par­tei­en wäh­len, die sie schon immer gewählt haben. Prost.


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Wähler, Werbung, Bundestagswahl, sms, jägermeister, wahlplakate, Parteien

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3 thoughts on “Jägermeister und der Wahlkampf”

  1. Tingletangle sagt:
    6. September 2017 um 13:58 Uhr

    Hal­lo,
    ich bin heu­te zum ers­ten Mal auf Ihrem Blog. Da ich auch mit 37 Jah­ren noch ab und an auf Tech­no­fes­ti­vals abzap­peln gehe, kann ich ganz gut nach­voll­zie­hen was Sie da schreiben. 

    Jäger­meis­ter ist zu sei­nem hip­pen Image aber eher gekom­men wie die Jun­frau zum Kin­de. Anfang der 90er als das mit dem Rave- und Tech­no­ding so rich­tig los­ging, war es ein ziem­lich iro­ni­sches State­ment, eben­die­sen spie­ßi­gen, für alte dicke Her­ren gebrau­ten Likör zu kon­su­mie­ren. Eines der Gim­micks damals waren eben Jäger­meis­ter-T-Shirts, es gab sogar eine "Raver­meis­ter" CD-Com­pi­la­ti­on. Alles eben immer mit einem Augen­zwin­kern. Frü­her oder spä­ter hat Jäger­meis­ter das dann geschnallt und hat ver­sucht dar­aus — sehr erfolg­reich — Kapi­tal zu schla­gen indem man selbst das Ruder in die Hand und die Prä­senz in den Clubs, Bars und auf Fes­ti­vals mas­siv aus­ge­wei­tet hat. Es gab wenn ich mich recht erin­ne­re sogar einen Jäger­meis­ter-Truck auf der Loveparade. 

    Ich mag das Zeug an sich — schmeckt wirk­lich lecker eis­kalt. Aber ich gebe Ihnen recht — die scham­lo­se Aus­nut­zung einer mitt­ler­wei­le gänz­lich ver­kom­mer­zia­li­sier­ten Jugend­kul­tur tut auch heu­te noch im Her­zen weh, auch wenn ich mich schon lang mit dem Gedan­ken abge­fun­den habe dass das nun­mal eben so ist wie es ist. Etwas krea­ti­ver als mit einem Holz­hirsch könn­te man den jun­gen Leu­ten das Geld aber in der Tat aus den Taschen zie­hen. So ver­höhnt man die Ziel­grup­pe neben­bei auch noch. Aber Sie haben ver­mut­lich recht — die mer­ken das eh nicht mehr. Genau so wie das sedier­te Wahlvolk.

    Antworten
  2. Bernd Ma. sagt:
    7. September 2017 um 08:49 Uhr

    Ma.=Mast
    Rich­tig, its my fami­ly. Das Krae­u­ter-Rezept ist von einer mei­ner Uromas aus dem Osten, wohl aus den Grenzlandbergen.
    Man ver­kauft auch heu­te noch die Krae­u­ter-Paeck­chen auf jedem Markt dort. Aller­dings mag ich weder den Krae­u­ter­tee noch Mer­kel, aber mein Geschmack zaehlt nicht, und Oma hat mir die Krae­u­ter ein­ge­floesst als ich klein und krank war und genau­so das Gros­se "C", bei­des kann ich seit­dem nicht ab. Mer­kel wird ja nur noch gewa­ehlt, weil die Gen­der-SPD noch schlim­me­res mit den Gruenen/Linken fast schon anku­en­digt, noch mehr Islam­un­ter­wer­fung. Der Kampf gegen Reli­gio­ten ist ja bei den R2G voel­lig ins Gegen­teil umge­schla­gen. Aller­dings frag ich mich, wie man der von der Mehr­heits­eli­te gewu­ensch­ten Ein­wan­de­rung mit der Gedan­ken­welt der AFD wider­ste­hen kann, die ja sogar von Lucke gegru­en­det wur­de, einem der Miet­mae­u­ler die­ser Eli­te. Die Eli­te redu­ziert die Pri­ma­er­ver­tei­lung und muss nun das not­wen­di­ge Geld (das sie ja ver­die­nen will) vom Staat per Heli­ko­pter an Ein­wan­de­rer ver­tei­len, da man ja das eige­ne Volk kurz­hal­ten muss. Ich hab mich ja geoutet, bin ja Teil der Eli­te und bekom­me deren Den­ken und Taten tae­g­lich serviert.

    Antworten
  3. T. Marx sagt:
    9. September 2017 um 20:26 Uhr

    Ich war ziem­lich über­rascht, als ich vor ein paar Jah­ren "Leber­kleis­ter*", so wie es in mei­ner Jugend genannt wur­de, als DAS In-Getränk in den Bars in den USA gese­hen habe (mit viel Eis. Nennt sich "Shoo­ter"). Das ich damit Men­schen unter­halb des Hart­z4-Niveaus asso­zi­ie­re, in deren abge­wetz­ten Jacken­ta­schen klei­ne Fläsch­chen klim­pern, die sie wahr­schein­lich noch zum Aus­ko­chen mit nach Hau­se neh­men, habe ich mei­nen Freun­den lie­ber nicht mitgeteilt. 

    *: das deut­sche MAD ver­äp­pel­te mal eine Wer­be­an­zei­ge von Jäger­meis­ter, indem es einen abge­süff­ten Pen­ner im nicht mehr ganz weis­sen Schies­ser-Unter­hemd zeig­te. Dar­un­ter stand: "Ich trin­ke Leber­kleis­ter, weil ich so ger­ne den weis­sen Mäu­sen beim Spie­len zusehe".

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