Skip to content
Franks SchreibBlog
  • Blog
  • Publikationen
  • Fotos
  • Über mich
  • Search Icon

Franks SchreibBlog

Provokativ • Politisch • Persönlich

Gender-(Film)Kunst

Gender-(Film)Kunst

14. Juli 2017 Comments 0 Comment
Print Friendly, PDF & Email

Lie­be Leser, sicher kennt ihr die­sen Augen­blick. Ihr schaut im Fern­se­hen den Tat­ort und nach gut der Hälf­te fällt euch auf der Strich­lis­te, die ihr mit­führt, auf, dass im Film viel mehr Män­ner auf­tre­ten als Frau­en: der Kom­mis­sar, die Poli­zis­ten, der Taxi­fah­rer, die Ein­bre­cher, der Mör­der, der Rich­ter ... tat­säch­lich, alles Män­ner. Empört springt ihr auf und nehmt euch vor, end­lich mal eine Online-Peti­ti­on auf change.org zu star­ten, die mehr Frau­en in deut­schen Fil­men for­dert! Die­ser aus­ge­mach­te Skan­dal, den nun end­lich — end­lich! — Die Zeit publik macht, brach­te schon immer die Mehr­heit der deut­schen Fern­seh­zu­schau­er um den Schlaf. Und sol­che grund­sätz­li­chen Fra­gen wie: Was haben Män­ner über­haupt im Kin­der­fern­se­hen zu suchen? ((http://www.zeit.de/kultur/film/2017–07/geschlechtervielfalt-film-fernsehen-studie-uni-rostock)) Gut, dass es mal jemand aus­spricht! Dass es eine Pres­se­kon­fe­renz dazu gibt! "Und die Ver­ant­wort­li­chen? Zucken die Schul­tern." Das muss man sich ein­mal vor­stel­len! Die­ser Zustand ist "erschre­ckend" und "unbe­frie­di­gend" und macht "trau­rig". Wenn sich da nicht bald etwas ändert, dann ist eine Quo­te — die ja gar kei­ner will — "das aller­letz­te Mit­tel". Aber auch mit mehr jun­gen, wei­ßen Frau­en ist es bei­lei­be nicht getan. Denn wenn es die gibt, dann "muss es kon­se­quen­ter­wei­se auch dicke Frau­en, häss­li­che Frau­en, alte Frau­en, böse Frau­en oder Frau­en mit ganz unter­schied­li­chen sozio­kul­tu­rel­len Hin­ter­grün­den geben". Aber für die "Audio­vi­su­el­le Diver­si­tät" reicht das trotz­dem nicht. "Auf der Bild­flä­che feh­len bis­lang völ­lig Men­schen, die sich der binä­ren Geschlech­ter­vor­stel­lung ent­zie­hen." Genau. Mutig haben For­scher (viel­leicht bes­ser Forscher_Innen*) her­aus­ge­fun­den, was uns schon immer bei deut­schen Film­pro­duk­tio­nen gefehlt hat. Glück­wunsch. Da hat sich doch die Gen­der­for­schung gelohnt. 

Die Ame­ri­ka­ner, wie könn­te es anders sein, sind da natür­lich viel wei­ter. Ich sehe gera­de die Serie "Mr. Robot". Beim Hacker­kol­lek­tiv FSocie­ty, des­sen Akti­vi­tä­ten im Mit­tel­punkt der Serie ste­hen, hat man sich was gedacht. Da gibt es die jun­ge wei­ße Frau (die selbst­re­dend die Anfüh­re­rin ist), den Schwar­zen, den dicken, bär­ti­gen Nerd und die Kopf­tuch-Mus­li­min (wo die wohl hacken gelernt hat?). Über das Dreh­buch hät­te man trotz­dem noch­mal eine(n) Gen­der-Pro­fes­sorX drü­ber­schau­en las­sen sol­len. Denn gekillt wird nicht der älte­re, unnüt­ze und pri­vi­le­gier­te wei­ße Mann, son­dern der Schwar­ze. Häh, Leu­te, seid ihr von Sin­nen? Und war­um gibt es kei­nen Homo­se­xu­el­len und kei­ne vegan leben­de Trans-Les­be? Bestimmt wird die­ses him­mel­schrei­en­de Ungleich­ge­wicht auf der nächs­ten Queer-Tagung ame­ri­ka­ni­scher Film­schaf­fen­der the­ma­ti­siert. Das wird aller­höchs­te Zeit, denn es geht  um nichts weni­ger als einen "Bewusst­seins­pro­zess".

Kur­zer Film­riss, ähm Schnitt. Wir blei­ben beim The­ma Gen­der in der Kunst. Gibt es etwas Wich­ti­ge­res? Auf der docu­men­ta 14 tritt die ame­ri­ka­ni­sche Künst­le­rin Terre Tha­em­litz (erin­nert irgend­wie an Däm­lich, oder?) auf. Der Ort: der Club Unten in der ehe­ma­li­gen Kas­se­ler Tofu­fa­brik. Nein, das hab ich mir nicht aus­ge­dacht und es ist auch kei­ne Sati­re. Tha­em­litz ist ein Mann und sieht aus wie ein Mann, mit Män­ner­bart­haut im Gesicht und Bril­le, aber "ord­net sich kei­nem Geschlecht zu". Der Künst­ler ist uns Lang­wei­lern weit vor­aus, denn die­ses abscheu­lich Binä­re hat er längst als "Vor­stel­lung" ent­tarnt. Er schaut aus "wie ein lang­haa­ri­ger John Len­non, dem Brüs­te gewach­sen sind". Wahr­schein­lich durch rei­ne Gedan­ken­kraft, denn Geschlech­ter sind sozi­al kon­stru­iert, soviel ist klar. Der Tha­em­litz ist "super­sym­pa­thisch", was man von ganz nor­ma­len Män­nern nicht behaup­ten kann. Er hat bereits Weg­wei­sen­des geleis­tet. "Als Chro­nist und Erzie­her in nicht-essen­ti­el­len Trans­gen­der-The­men sowie pan­se­xu­el­ler, quee­rer Homo­se­xua­li­tät nahm Tha­em­litz an vie­len Dis­kus­sio­nen und Vor­trä­gen in Euro­pa und Japan teil." Das kann nicht jeder von sich behaupten.

Was Tha­em­litz so denkt und tut, beschäf­tigt auch die abso­lu­te Mehr­heit der Bevöl­ke­rung. Die Fami­lie ist nichts weni­ger als "der Feind der Demo­kra­tie", die es abzu­schaf­fen gilt. Es sei über­dies "unmo­ra­lisch, Kin­der zu bekom­men". Da die­se nicht als Tran­sen auf die Welt kom­men und den abstru­sen Gedan­ken hegen könn­ten, spä­ter selbst ein­mal Kin­der zu zeu­gen, ist das eben­so ver­ständ­lich. Sei­ne Per­for­mance auf der docu­men­ta zeigt ver­frem­de­te Por­no­fil­me und erzählt von "Ver­ge­wal­ti­gun­gen" und "miss­glück­ten Geschlechts­um­wand­lun­gen". "Er zitiert sei­nen Künst­ler­kol­le­gen Mark Fell, der fest­stell­te, dass ein Fötus viel weni­ger lei­den müs­se als ein Mensch mit Bewusst­sein. Dar­um sei es mora­lisch, dass jeder eine Abtrei­bung mache." Im Grun­de also The­men, über die wir alle täg­lich nach dem Früh­stück so grü­beln. Der Jour­na­list, der uns von die­sem spek­ta­ku­lä­ren Jahr­hun­dert­ereig­nis berich­tet, erfüllt sei­nen Pro­pa­gan­da­auf­trag nur unwil­lig. Man merkt ihm ein gewis­ses Unbe­ha­gen an. Das Zitat von Chris Kor­da, das er an den Schluss sei­nes Arti­kels setzt, könn­te man als Rat an sei­nen Prot­ago­nis­ten miss­ver­ste­hen: "Ret­te den Pla­ne­ten, töte dich selbst." Irgend­wie scheint da kei­ner mehr lek­to­riert zu haben.

Man könn­te sich auch grund­sätz­lich und ganz all­ge­mein die Fra­ge stel­len, war­um wir neu­er­dings immer Men­schen zuhö­ren müs­sen, die frü­her nur eine psych­ia­tri­sche Behand­lung bekom­men haben. Viel­leicht hilft es ja dabei, uns aus dem "feu­da­len Mikro­kö­nig­reich" der Fami­lie zu befrei­en? Dann kön­nen wir uns end­lich sechs Brüs­te wach­sen las­sen und wid­men uns nur noch dem "Enga­ge­ment für Nicht-Essen­tia­lis­mus, pan­se­xu­el­le Queer­ness und nicht-umwan­deln­den Trans­gen­de­ris­mus" ((http://www.documenta14.de/de/calendar/17024/deproduction)). Haben wir nicht alle die­se "Sehn­sucht, als Neu­trum teil­zu­neh­men an der Welt"? ((http://www1.wdr.de/kultur/kunst/terre-thaemlitz-deproduction-100.html))

Titel­bild: Foto von TeesJ (Quel­le: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:DoppelbogenVoll.JPG) / Crea­ti­ve Com­mons Attri­bu­ti­on-Share Ali­ke 3.0 Ger­ma­ny Lizenz


Gesellschaft
Film, Frauen, Thaemlitz, Fernsehen, Gender, Geschlecht, Kunst

Post navigation

PREVIOUS
Keine Lust auf Opposition
NEXT
Der Öko-Bonus für Radfahrer

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Themen

  • Regionales
  • Gesellschaft
  • Jena
  • Kommunalpolitik
  • Piraten
  • Persönliches
  • Fotos

Aktuelle Beiträge

  • Die Wortemacher des Krieges
  • Schweigen und weggehen
  • Portes mallorquines
  • Auf Wiedersehen, Twitter.
  • Sagen was ist

Letzte Kommentare

  • Søren Peter Cortsen bei Warum ich keine deutschen Filme mag
  • Frank11 bei Die Piratenpartei als temporäre autonome Zone
  • Mik Ehyba bei Die Piratenpartei als temporäre autonome Zone
  • Sascha bei Schweigen und weggehen
  • Juri Nello bei Schweigen und weggehen

Beitragsarchiv

RSS Feed

Beitragsarchiv

Suchen

Themen

  • Regionales (6)
  • Gesellschaft (74)
  • Jena (45)
  • Kommunalpolitik (40)
  • Piraten (31)
  • Persönliches (15)
  • Fotos (2)

Infos

  • Kontakt
  • Urheberrecht
  • Datenschutz
  • Impressum
© 2023   by Frank Cebulla