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Gut und Böse, das alltägliche Leben und der ganze Rest

Gut und Böse, das alltägliche Leben und der ganze Rest

8. Januar 2019 Comments 0 Comment
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Jordan B. Petersons Buch "12 Rules for Life" — eine Rezension

Wenn­gleich für mich noch rela­tiv unbe­kannt, so ist doch Jor­dan B. Peter­son für eine for­mi­da­ble Men­ge an Leu­ten bereits ein Star — die Zugriffs­zah­len auf sei­ne You­tube-Vide­os bele­gen das. Daher haben ver­mut­lich vie­le auf die deut­sche Aus­ga­be sei­nes Best­sel­lers "12 Rules for Life" gewar­tet. Der Gold­mann Ver­lag hat die Chan­ce auf klin­geln­de Kas­sen genutzt ((Die Ori­gi­nal­aus­ga­be avan­cier­te 2018 immer­hin zur Nr. 1 auf den Best­sel­ler­lis­ten des Wall Street Jour­nals, der Washing­ton Post, von Reu­ters U.S., sowie von Ama­zon in den USA und Kana­da.)), die Lizenz erwor­ben und die deut­sche Ver­öf­fent­li­chung — ver­lags­tech­nisch gese­hen — spek­ta­ku­lär ver­siebt. Obwohl ich die Ori­gi­nal­aus­ga­be nicht ken­ne, wird einem beim Lesen schnell klar, dass die Über­set­zung eine Kata­stro­phe ist ((Das fängt schon mit dem Unter­ti­tel des Buches an, der nicht dem des Ori­gi­nals ent­spricht und auch mei­ner Mei­nung nach von der Inten­ti­on her völ­lig miss­ver­stan­den wur­de!)), ins­be­son­de­re was die ers­te Hälf­te des Buches anbe­langt. Man­che Peter­son-Fans hat das rich­tig rich­tig wütend gemacht, hier und hier zum Bei­spiel. Selbst dem Ver­lag ist wohl irgend­wann klar gewor­den, dass der Über­set­zer enga­giert dar­an arbei­tet, Peter­son (absicht­lich?) zu ver­sau­en. Man hat dann nach dem sechs­ten Kapi­tel den Über­set­zer gewech­selt, ohne den Mist zu kor­ri­gie­ren oder noch­mal von vorn anzu­fan­gen. Wenn das schnel­le Geld lockt, weil alle auf den Titel war­ten, dann bleibt halt die ver­le­ge­ri­sche Sorg­falt auf der Stre­cke. Pein­lich und wahr­lich kei­ne Emp­feh­lung für Gold­mann. So muss sich also der Leser ein gan­zes Stück mit einer über­trie­ben flap­si­gen bis gewollt aber nicht gekonnt wit­zi­gen Aus­drucks­wei­se (und ver­mut­lich vie­len mehr oder weni­ger sinn­ent­stel­len­den Über­set­zungs­feh­lern) her­um­pla­gen, was zum einen dem Inhalt und ver­mut­lich auch dem Autor nicht gerecht wird und zum ande­ren einen merk­wür­di­gen Kon­trast zur zwei­ten Hälf­te des Buches bil­det, in dem der neue Über­set­zer den Weg auf den Tep­pich zurück­fin­det, wenn­gleich eben­so ohne sprach­li­che Bril­li­anz. Es spricht für den Autor, dass selbst die dilet­tan­ti­sche Ver­lags­ar­beit von Gold­mann es nicht geschafft hat, sei­nen Text so zu ver­hun­zen, dass man die wesent­li­chen Bot­schaf­ten nicht mehr ver­ste­hen wür­de. Kom­men wir daher zum Inhalt.

Laut Wiki­pe­dia ist Peter­sons For­schungs­ge­biet die "Psy­cho­lo­gie des reli­giö­sen und ideo­lo­gi­schen Glau­bens". Man könn­te es auch so aus­drü­cken: Peter­sons Haupt­the­ma ist Gut und Böse — und zwar nicht nur auf der indi­vi­du­el­len oder psy­cho­lo­gi­schen Ebe­ne, son­dern davon abge­lei­tet genau­so in der Gesell­schaft über­haupt. Nach eige­nen Anga­ben hat er sich Jahr­zehn­te inten­siv mit den tota­li­tä­ren Dik­ta­tu­ren des 20. Jahr­hun­derts beschäf­tigt: dem Natio­nal­so­zia­lis­mus und dem Holo­caust, dem Sta­li­nis­mus und sei­nem Gulag-Sys­tem, der Kul­tur­re­vo­lu­ti­on Maos oder den Greu­el­ta­ten der Roten Khmer in Kam­bo­dscha. Man kann an vie­len Stel­len her­aus­le­sen, dass es ihm ein wich­ti­ges Anlie­gen ist, Men­schen vor jeder Art von Tota­li­ta­ris­mus zu bewah­ren, egal in wel­che poli­ti­sche Far­be sich die­ser klei­det. Jeg­li­cher Kol­lek­ti­vis­mus ist für Peter­son ein Greu­el, indi­vi­du­el­ler Nihi­lis­mus aller­dings auch. Nicht aus grund­sätz­li­chen ideo­lo­gi­schen, meta­phy­si­schen oder phi­lo­so­phi­schen Erwä­gun­gen, son­dern weil bei­des einem das Leben gründ­lich zur Höl­le machen kann. Im Mit­tel­punkt all sei­ner Betrach­tun­gen steht der Mensch als frei­es Indi­vi­du­um. Er denkt damit min­des­tens genau­so libe­ral wie er kon­ser­va­tiv argu­men­tiert. Die Gefahr eines neu­en Tota­li­ta­ris­mus ver­or­tet Peter­son eher links, auf der Sei­te einer neo­mar­xis­ti­schen Post­mo­der­ne mit ihrem Zwang zur Poli­ti­cal Cor­rect­ness, Gleich­ma­che­rei und ideo­lo­gi­schen Anpas­sung und Unter­ord­nung unter ein ver­meint­lich pro­gres­si­ves Gesell­schafts­mo­dell, das nur in den Köp­fen einer bestimm­ten Art von Eli­te existiert.

"Damit wir es nicht ver­ges­sen: Ideen haben Kon­se­quen­zen." ((Peter­son, 12 Rules for Life, S. 463))

Durch Peter­sons Den­ken zieht sich eine bestän­di­ge Dicho­to­mie, die nicht nur zwi­schen Gut und Böse, son­dern auch zwi­schen Indi­vi­du­um und Kol­lek­tiv, Libe­ra­lis­mus und Tota­li­ta­ris­mus, Gott und Satan, Oben und Unten (in der Domi­nanz­hier­ar­chie), Ver­ant­wor­tung (für das eige­ne Leben und Tun) und Schwä­che (der Ver­sa­ger­ty­pen), Ord­nung und Cha­os, Männ­lich und Weib­lich, Selbst­ver­än­de­rung und Welt­ver­bes­se­rung unter­schei­det. Wenn man bedenkt wie kom­plex und viel­schich­tig die Rea­li­tät (und das eige­ne Leben!) manch­mal sein kann, erscheint mir das ein wenig unglück­lich. Wenn es nur zwei Sei­ten gibt, wird man immer unwill­kür­lich dazu gedrängt, sich für eine zu ent­schei­den. Das fällt (zumin­dest mir) nicht immer leicht. Wenn das Leben dich nie­der­ge­streckt hat und du bis zum Hals in der Schei­ße steckst, steh auf, mach den Rücken gera­de, über­nimm Ver­ant­wor­tung für dich selbst und dei­ne Umge­bung, räum dein Zim­mer auf, such dir einen Sinn, ver­fol­ge ein Ziel, drück dich klar aus, sag die Wahr­heit, schwö­re dem rei­nen Nut­zen­den­ken ab, ver­zich­te auf schlech­te Ange­wohn­hei­ten usw. Die Bot­schaf­ten sind jedes­mal ein­fach, klar, ein­leuch­tend, ver­nünf­tig und von einer sagen­haf­ten Über­zeu­gungs­kraft. Aber nicht nur, dass aus dem Cha­os und den dunk­len Sei­ten des Seins viel Krea­ti­vi­tät erwach­sen kann, zeigt doch Peter­sons Tätig­keit als kli­ni­scher Psy­cho­lo­ge, dass es vie­le Men­schen gibt, bei denen die­se — man möch­te fast sagen ein­di­men­sio­na­len — Reiß-Dich-am-Rie­men-Bot­schaf­ten nicht oder nicht gut funk­tio­nie­ren. ((Peter­son ist ein super­klu­ger Typ und weiß das mit Sicher­heit. Ich neh­me an, dass er mit Absicht die­sen ver­ein­fa­chen­den Stil benutzt, um mög­lichst ver­ständ­lich mit größt­mög­li­cher Moti­va­ti­ons­kraft eine Men­ge Men­schen zu errei­chen, denen intel­lek­tu­el­les Den­ken sonst eher fremd ist. Er unter­brei­tet ein Ange­bot und tut dies mit sei­ner her­aus­ra­gen­den Erfah­rung im Umgang mit mensch­li­chen Pro­ble­men. Es bleibt natür­lich jedem selbst über­las­sen, die­ses Ange­bot zur Lösung der eige­nen Pro­ble­me in Erwä­gung zu zie­hen oder nicht.)) Ande­rer­seits wür­de es so man­chem selbst­er­nann­ten Revo­lu­tio­när oder Akti­vis­ten von heu­te nicht scha­den, Peter­sons vehe­men­ten Appell für mehr Selbst­ver­ant­wor­tung ernstzunehmen.

"Machen Sie nicht den Kapi­ta­lis­mus oder links­grü­ne Spin­ner oder die Bos­heit Ihrer Wider­sa­cher für Ihre Mise­re ver­ant­wort­lich. Ver­su­chen Sie nicht, die bestehen­den staat­li­chen Ver­hält­nis­se zu ändern, ehe Sie Ord­nung in Ihre eige­nen Erfah­run­gen gebracht haben. Ein biss­chen Demut kann Ihnen näm­lich nicht scha­den. Wenn Sie nicht ein­mal in Ihren eige­nen vier Wän­den Frie­den schaf­fen kön­nen, wie kom­men Sie dann dar­auf, Sie könn­ten eine Stadt regie­ren? ((Peter­son, 12 Rules for Life, S. 250))

Dass Peter­son das Cha­os als femi­nin und die Ord­nung als mas­ku­lin kate­go­ri­siert, ist ein gefun­de­nes Fres­sen für die gan­zen Möch­te­gern-Pro­gres­si­ven, die kei­ne Ahnung von Mythen­for­schung, Psy­cho­ana­ly­se oder Phi­lo­so­phie haben und kei­nen Mil­li­me­ter rechts oder links ihrer ideo­lo­gi­schen Scheu­klap­pen den­ken kön­nen. Man muss ver­ste­hen, dass wir mitt­ler­wei­le in einem Sys­tem leben, in dem jemand zum Feind­bild wer­den kann, der so eine Selbst­ver­ständ­lich­keit wie "Du bist ver­ant­wort­lich für das, was in dei­nem Leben pas­siert." sagt. Es ist ja auch viel beque­mer ande­re oder die gan­ze Gesell­schaft für das eige­ne Ver­sa­gen in die Schuld zu neh­men. Wenn man etwa das gran­dio­se Kapi­tel 5 über den Umgang mit Kin­dern liest ("Lass nicht zu, dass dei­ne Kin­der etwas tun, das sie dir unsym­pa­thisch macht."), wird einem klar, war­um Peter­son sich den Hass der­je­ni­gen zuzieht, die ihre eige­ne Schwä­che und Ori­en­tie­rungs­lo­sig­keit mit Päd­ago­gik ver­wech­seln und Belie­big­keit mit Erzie­hung. ((Wenn man heut­zu­ta­ge jun­ge Eltern mit ihrem Nach­wuchs beob­ach­tet oder gemein­sam mit ihnen Zeit ver­bringt, spürt man oft instink­tiv, dass hier etwas gewal­tig schief­läuft, kann es aber nicht genau­er erklä­ren. Kapi­tel 5 über die Kin­der­er­zie­hung ist des­we­gen gran­di­os, weil es den Umgang mit und die Erzie­hung von Kin­dern wie­der auf weni­ge, funk­tio­nie­ren­de Prin­zi­pi­en redu­ziert und einem plötz­lich klar wird, was der Fluch der gan­zen anti­au­to­ri­tä­ren Über­päd­ago­gik eigent­lich für die Zukunft von Kin­dern bedeu­tet. Man soll­te allen fri­schen Eltern die Regel 5 in Kopie in die Wie­ge legen, zumin­des­tens aber den Absatz über die weni­gen Ein­zel­re­geln auf S. 223))

"Wir müs­sen Ver­ant­wor­tung über­neh­men anstatt unauf­hör­lich auf unse­ren Rech­ten zu behar­ren. Wir müs­sen Erwach­se­ne wer­den anstatt geal­ter­te Kin­der." ((Quel­le: https://de.sott.net/article/27740-Prof-Jordan-Petersons-Neujahres-Botschaft-an-die-Welt))

Beim Lesen die­ses Buches begreift man schnell, dass der Vor­wurf, Peter­son wür­de rech­te Posi­tio­nen bedie­nen oder legi­ti­mie­ren, ent­we­der gewollt bös­ar­tig oder schwach­sin­nig ist. Die Tat­sa­che, dass jemand kon­se­quent zu sei­nen Über­zeu­gun­gen steht und dafür auch noch gute Argu­men­te vor­brin­gen kann, macht ihn nicht zu einem gefähr­li­chen Pre­di­ger. Das Gefähr­li­che an Peter­son ist ledig­lich, dass er auf eine bril­lan­te, ein­leuch­ten­de und mit dem gesun­den Men­schen­ver­stand nach­voll­zieh­ba­re Wei­se einer bestimm­ten Ideo­lo­gie in die Que­re kommt und allein des­halb zur Ver­un­glimp­fung frei­ge­ge­ben ist. Im Gegen­satz zu vie­len ande­ren Per­so­nen, denen es eben­so ergeht, ist jedoch Peter­sons Per­sön­lich­keit authen­tisch und inte­ger, was ihn sym­pa­thisch und gegen hass­erfüll­te, ideo­lo­gisch moti­vier­te Angrif­fe unan­greif­bar erschei­nen lässt. Zu die­ser Art von Angrif­fen gehört auch die Behaup­tung, Peter­son wäre qua­si die intel­lek­tu­el­le Stim­me des alten (wahl­wei­se auch jun­gen) wei­ßen Man­nes und wür­de vor­ran­gig nur zu die­ser Bevöl­ke­rungs­grup­pe spre­chen. Das vor­lie­gen­de Buch ent­larvt das für jeden erkenn­bar als Blöd­sinn, denn der Autor hat Frau­en jeden Alters eine gan­ze Men­ge zu sagen und ohne jeden Zwei­fel pro­fi­tie­ren Frau­en eben­so wie Män­ner von sei­nem Wis­sen und sei­ner Phi­lo­so­phie, mit den Wid­rig­kei­ten des Lebens fer­tig zu werden.

"Die domi­nan­te Kul­tur rückt immer wei­ter weg vom gesun­den Men­schen­ver­stand, also braucht es jeman­den, der dafür kämpft. In Zei­ten, in denen ideo­lo­gi­scher Druck herrscht, gewis­se Din­ge zu sagen und ande­re Din­ge nicht zu sagen, und in denen die Leu­te in ihrem Her­zen wis­sen, wel­che Din­ge wahr sind, steht die Büh­ne weit offen für sol­che Den­ker." (Jona­than Haidt) ((Quel­le: https://www.nzz.ch/feuilleton/er-ist-ein-anhaenger-der-evolutionaeren-psychologie-und-die-leute-haengen-an-seinen-lippen-aber-hat-jordan-peterson-auch-recht-ld.1425352))

Die Prä­mis­se, die das gan­ze Buch durch­zieht, lau­tet schlicht und ergrei­fend: Das Leben, das gan­ze Sein, die Exis­tenz ist (immer auch) Lei­den. Es kommt der Tag, an dem du nicht wei­ter weißt und wenn du nicht vor­be­rei­tet bist, hast du kaum eine Chan­ce wie­der auf die Bei­ne zu kom­men. Des­we­gen musst du cha­rak­ter­stark sein, eini­ges abkön­nen und nicht nur für dich, son­dern auch für ande­re einen Halt bil­den. Das Leben ist nichts für Jam­mer­lap­pen. "Reiß dich zusam­men. Här­te dich ab!" ((Peter­son, 12 Rules for Life, S. 492)) Um uns hilf­rei­ches Rüst­zeug für das Über­le­ben an die Hand zu geben, holt Peter­son gewal­tig aus. So gewal­tig, dass das Buch teil­wei­se inkon­sis­tent wirkt, weil man nicht mehr weiß, an wel­cher Stel­le der Gedan­ken­ket­te man sich gera­de befin­det und war­um man dort ist. ((Ein Bei­spiel dafür ist das Kapi­tel 11 "Stö­re nicht dei­ne Kin­der beim Skate­board fah­ren". Es beginnt mit einer Geschich­te dar­über, wie man jun­gen Leu­ten das Skate­board­fah­ren in der Öffent­lich­keit aberzie­hen will. Es folgt eine wei­te­re per­sön­li­che Geschich­te, ein Exkurs über Gleich­ma­che­rei, ein umfang­rei­ches Zwi­schen­stück über die poli­ti­sche Welt­an­schau­ung des Autors und die neo­mar­xis­ti­sche Post­mo­der­ne, danach etwas zur Benach­tei­li­gung von Jun­gen und der Rol­le von Müt­tern, über männ­li­che Grup­pen­dy­na­mik und die Not­wen­dig­keit der Abhär­tung. Es ist nicht ein­fach, die­sen Bogen wirk­lich aus­zu­hal­ten und um das Ver­ständ­nis zu rin­gen, was genau Peter­son an die­ser Stel­le eigent­lich sagen will.)) Er erzählt Geschich­ten, von Pati­en­ten und aus dem eige­nen Leben, er zitiert Nietz­sche, Freud, Adler und Jung. Und er liebt den reli­giö­sen Dis­kurs, die Bibel­ex­ege­se und das mythi­sche Den­ken. Für Leu­te, die so ihre Schwie­rig­kei­ten mit dem Chris­ten­tum haben oder gar für Athe­is­ten macht das die Lek­tü­re an man­chen Stel­len unter Umstän­den anstren­gend. ((Peter­son soll irgend­wo gesagt haben, dass er nicht an Gott glaubt, sich aber so ver­hält, als gäbe es einen. Er greift jedoch so oft und aus­führ­lich auf die Bibel und die christ­li­che Heils­ge­schich­te zurück (inkl. lan­ger Bibel­ex­ege­se-Vor­trä­ge auf You­tube), dass man ihm die­se Aus­sa­ge kaum glau­ben mag. Sein Fai­bel für die christ­li­che Reli­gi­on ist offen­sicht­lich. Aller­dings besitzt er ein gro­ßes Talent, die meta­phy­si­sche oder psy­cho­ana­ly­ti­sche Essenz aus den reli­giö­sen Mythen her­aus­zu­schä­len und für sei­ne Argu­men­ta­ti­on ins Feld zu führen.))

"Glau­be hat nichts zu tun mit kind­li­chem Wun­der­glau­ben — aus Unwis­sen­heit oder vor­sätz­li­chem Nicht-wis­sen-Wol­len. Glau­be bedeu­tet viel­mehr erken­nen, dass der tra­gi­schen Irra­tio­na­li­tät des Lebens mit einem glei­cher­ma­ßen irra­tio­na­len Behar­ren auf den essen­zi­ell guten Sei­ten des Daseins begeg­net wer­den muss." ((12 Rules for Life, S. 184))

Wenn man sich von all die­sen klei­ne­ren und grö­ße­ren Schwie­rig­kei­ten nicht abhal­ten lässt, kann "12 Rules for Life" ein wirk­lich gewinn­brin­gen­des und für das eige­ne Leben frucht­ba­res Buch sein. Man merkt ihm an, dass es nicht aus einem Guss geschaf­fen, son­dern aus den Bei­trä­gen in einem Online-Forum zusam­men­ge­stellt wur­de. ((Bei die­sem Forum han­delt es sich um das Por­tal quora.com.)) Es hat so vie­le Ebe­nen, dass manch­mal weni­ger etwas mehr gewe­sen wäre. Auf der ande­ren Sei­te gibt es reich­hal­tig genia­le Sät­ze und Bot­schaf­ten, die das eige­ne Leben und Ver­hal­ten zur Dis­po­si­ti­on stel­len und wirk­lich etwas bewir­ken kön­nen. In mei­nen Augen hat das Buch nicht dort sei­ne Stär­ken, wo es phi­lo­so­phisch und psy­cho­ana­ly­tisch weit aus­holt (auch wenn das Peter­sons Fai­ble ist), son­dern in den kon­kre­ten Lebens­be­zü­gen, den Geschich­ten, den Erfah­run­gen eines Psy­cho­lo­gen, Ehe­man­nes und Fami­li­en­va­ters, der mit bei­den Bei­nen fest auf dem Boden steht, in den gesun­den, nach­voll­zieh­ba­ren Argu­men­ten für ein bes­se­res Leben und einer gera­de­zu heil­sam wir­ken­den Erdung in einer Zeit, die immer ver­rück­ter wird. Die­se Lek­tü­re ist erstaun­lich anders und lässt einen beein­druckt zurück. Sie hat tat­säch­lich das Poten­ti­al das eige­ne Leben zu ver­än­dern. In die­sem Sin­ne kann ich es inter­es­sier­ten Lesern mit gutem Gewis­sen empfehlen.

Foto Jor­dan B. Peter­son: Foto by Gage Skid­mo­re (Quel­le Wiki­me­dia Com­mons — Crea­ti­ve Com­mons Attri­bu­ti­on-Share Ali­ke 2.0 Gene­ric)


Gesellschaft
Erziehung, Psychologie, Beziehung, Verantwortung, Progressive, Lebensregeln, Kinder, Jordan Peterson, 12 Rules for Life

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